Wer bin ich?

Eine große Frage. Wie oft habe ich sie mir gestellt in den vergangenen Jahren.

Wer bin ich?

Wer bin ich jetzt ohne dich?

Wer bin ich, wenn alles weg bricht, was vorher meine Identität zu bestimmen schien?

Wer bin ich, wenn ich nun Dinge erlebe, an die ich bisher nie glaubte?

Wer bin ich, wenn alles zerbricht?

Wer bin ich, wenn ich alles aufgeben kann?

Wer will ich sein und wie will ich leben?

Was bleibt von mir?

Oft definieren wir uns über Dinge im Außen. So war ich die Informatikerin, die Freundin von Julian, die Produktmanagerin oder die Reisebegeisterte. Doch was bin ich, wenn all das weg fällt? Was bin ich losgelöst von diesen äußerlichen Dingen, die doch alle vergänglich sind? Was bin ich in meinem tiefsten Inneren? Wer bin ich dort? Was macht mich aus? Woran kann ich mich festhalten, wenn alles andere weg bricht? Und wie viel davon kann ich frei bestimmen?

Ich habe keine Antworten auf diese Fragen, keine, die allgemeingültig sind.

Ich weiß noch, wie ich Freunden nach Julians Tod davon erzählt habe, dass ich nicht mehr weiß, wer ich nun bin. Und sie mir sagten, dass es doch klar sei. Ich sei die Silke, die in Frankfurt wohnt und in IT-Projekten arbeitet. Schon damals wusste ich: Ich bin so viel mehr als das. Wie schlimm wäre das auch, wenn ich nur das gewesen wäre? Bis auf den Namen ist nicht viel geblieben von den alten Definitionen. Wer wäre ich dann heute? Ein Nichts mit einem Namen?

Und so bin ich auch jetzt nicht die Bloggerin, die Autorin oder die Trauerbegleiterin. Auch das sind bloß Erscheinungen im Außen, vorübergehende Identifikationen meiner Selbst. Tief drin bin ich immer so viel mehr als das. Tief drin finde ich meinen Kern, mein wahres Selbst, das niemals zerstört werden kann, das jeden Tsunami im Außen überdauert. Und das ganz unabhängig von allem Äußeren einfach immer ist. Ich bin. Nicht mehr und nicht weniger.

Wie geht es dir mit diesen Fragen? Kennst du sie? Stellst du sie dir auch? Welche Antworten hast du für dich gefunden?

2 Gedanken zu „Wer bin ich?“

  1. Hallo Silke und alle anderen.
    Fragen begleiten uns das ganze Leben lang. Es kommen sogar immer wieder neue dazu. Alles hinterfragen hilft nicht weiter, denn es hält uns ab den Moment, der einzigartig ist und nie wieder kommt, bewusst zu erleben.
    Wir sind wir und wir sind das was wir heute sind durch all die die uns bisher über unseren Lebensweg gelaufen sind und uns dabei auch eine Weile begleitet haben. Alles ist im Fluss, mal mit keinem Wellengang und dann auch wieder mit Monsterwellen, wenn das Schicksal uns wieder versucht zu zerschmertern.
    Deshalb den Kopf immer über Wasser halten…In diesem einzigartigen Leben, auf diesem faszinierenden blauen Planeten innerhalb der fast unendlichen Weite des weltalls. Wie klein wir doch da sind…..
    Der Frühling wird kommen, das frische grün überall, die Tiere die ihre Nachkommen bekommen, DAS Leben das so vielfälltig ist…
    Bewusst leben und erleben. Viel Spass beim entdecken der Wunder…
    Achtet auf euch.
    Beste Wünsche

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  2. ich glaube nicht, dass man das wahre wesen des selbstes in irgendeiner form in worte fassen kann. man sagt ja immer, dass man dinge nur in ihrer eigenen sprache beschreiben kann. gleichzeitig glaube ich, dass man manche dinge einfach gar nicht beschreiben kann und das ist gut so. der mensch krampft sich oft so unbeholfen an worte und definitionen, weil das sicherheit gibt. was man wirklich ist, das kann man nur fühlen. man kann (und muss, zum glück) es nicht erklären. glaube ich zumindest 🙂
    und wenn, dann glaube ich eher, dass man mit eigenschaften beschreiben kann, wenn man es denn schon möchte. doch auch das kann sich verändern.

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