Ich liebe es, den Tod nicht immer allzu ernst zu nehmen. Inmitten von Trauer und Schmerz ist es doch so wertvoll, wenn wir unseren Humor nicht verlieren. Ich liebe es auch, die Dinge zu hinterfragen. Deshalb möchte ich heute diese wertvolle Erkenntnis aus einem Gespräch mit einer Freundin mit euch teilen:
Wenn ein Mensch stirbt, dann geht man im (tibetischen) Buddhismus davon aus, dass er in eine Art Zwischenzustand geht, von dem aus er schließlich wieder geboren wird (es sei denn, er hat Erleuchtung erlangt und geht direkt ins Nirvana auf). Neben dem Karma spielt auch der aktuelle Geisteszustand zum Zeitpunkt des Todes und darüber hinaus eine Rolle bei der „Wahl“ der Wiedergeburt. Es ist also eine gute Idee, in einem ruhigen und klaren Geisteszustand zu sterben. Wichtig wäre es dann auch zu wissen, dass man gerade tot ist.
Deshalb werden nach dem Tod eines Menschen Gebete gesprochen, in denen er mitgeteilt bekommt, dass er gestorben ist. Um ihn zu unterstützen auf seinem Weg, damit seine nächste Wiedergeburt möglichst gut verläuft und er gute Bedingungen haben möge im kommenden Leben.
Irgendwie eine schöne Vorstellung, oder?
Julian ist damals in Nepal gestorben. Für ihn wurden diese Gebete in einem buddhistischen Kloster von zwei netten Mönchen auf tibetisch rezitiert.
Da war er also gerade am Tag zuvor aus seinem Körper katapultiert worden und stand so tot neben uns weinenden Menschen. Ja, und dann hat man ihm auf tibetisch erklärt, dass er übrigens jetzt tot sei. Er muss also neben der Tatsache, dass er da so ohne seinen Körper rumstand (schwebte?) auch plötzlich tibetisch verstanden haben. Sonst wäre es ja eine ziemlich komische Idee, ihm in dieser ihm fremden Sprache zu erklären, dass er nun tot ist.
Ist es nicht einfach wunderbar, wie wir Menschen die Welt sehen? Wieder einmal ist mir bewusst: Wir wissen nichts. Gar nichts. Wir meinen zu wissen und wir würden so gerne wissen. Was geschieht, wie es sich anfühlt, tot zu sein, was wir nun tun können für den Verstorbenen. Und dann wissen wir doch auch einfach nichts.
Ich werde jedenfalls nun ganz bewusst kein tibetisch lernen. Sollte ich einmal unsicher sein, ob ich noch lebe, kann ich es auf diese Art ganz schnell und einfach überprüfen und habe stets Klarheit über meinen Zustand.
Ich habe mal in einem schamanischen Ritual auf einmal perfekt Spanisch verstanden, obwohl ich es normal nur rudimentär verstehe. Von daher ist „Tibetisch verstehen“ noch keine Garantie.
(Wobei: Ich war damals temporär schon irgendwie in einer jenseitigen Welt und hätte vielleicht ja alle Sprachen verstanden …)
Und ja, Humor und Tod sind für mich auch überhaupt kein Widerspruch.
Ach Mist .. dann ist es ja doch nicht ganz so klar wie ich gehofft hatte. Wäre ja auch zu schön gewesen 😉