Während ich heute Morgen beim Aufwachen, Aufstehen, Frühstücken so darüber sinniert habe, wie ich Worte finden kann für mein Erleben in diesen Tagen, hat mein Tee es bereits klar auf den Punkt gebracht:
Schließe Frieden mit deiner Vergangenheit.
Okay, alles klar. Dann mach ich das mal. Neun Jahre meiner Vergangenheit breiten sich innerlich vor mir aus. Wollen betrachtet, gewürdigt, wertgeschätzt, gesehen, gehört und auch befriedet werden. Gestern vor neun Jahren ist Julian in Nepal gestorben. Heute vor neun Jahren durfte ich ihm noch einmal begegnen, das Feuer entzünden, einen Moment und eine Ewigkeit lang hinter die Schleier meiner menschlichen Existenz schauen.
Ich erinnere mich an die Wucht der Zerstörung, die der Tod auf mein Leben ausgeübt hat. Das Wissen, dass von einem Moment auf den anderen alles völlig anders sein kann, wohnt seither in meinem Körper. In diesem Jahr erleben nicht weit von hier viele Menschen gleichzeitig die Wucht der Zerstörung in einem ganz anderen Ausmaß. So ist auch in mir dieser Aspekt meiner Erfahrung in diesem Jahr näher als in den letzten.
Und dann die Suche nach meinem Platz in der Welt. Von meinem Ausflug hinter die Schleier zurück gekehrt erscheint es mir oft unendlich schwer, diesen zu finden. So seltsam, so unwirklich und skurril kommt mir die Welt immer wieder vor. Gerade in den letzten zwei Jahren. So hart im Miteinander. Verletzend. Und dabei habe ich selbst oft genug zu Verletzungen beigetragen. Alles hat immer so viele Schichten und Betrachtungsweisen.
Es sind auch meine 30er, auf die ich jetzt zurück blicke. Damals gerade 30 geworden, werde ich zum Ende diesen Jahres hin 40 sein.
Was bedeuten Jahre? Was bedeuten diese Zahlen für mein Leben?
Nichts und alles, weil sie mich gerade beschäftigen. In den letzten Tagen war ich sehr wenig im Frieden damit. Mit den Anstrengungen der letzten neun Jahre. Ja, es waren wirklich sehr sehr anstrengende Jahre. Ich spüre die Schwere dieser Zeit wie eine Last, die ich weite Strecken getragen habe.
Für den Übergang in meine 40er möchte ich diese Schwere zurück lassen. Das Ringen um einen Ausgleich. Ich möchte mich von allem lösen, was ich meine, noch bekommen zu müssen. Von allem, was meiner Balance scheinbar im Wege steht. Balance erreichen, indem ich die Suche danach und alle Vorstellungen davon, wie sie sein sollte, abgebe. Ja, das ist Frieden für mich. Nicht mehr wissen, was Frieden eigentlich sein soll. Nicht mehr denken, ich könnte ihn machen oder irgendwas dafür tun. Die vergangenen Jahre sind, wie sie waren. Und sie sind vorbei.