Es ist Mitte März. Die letzten Wochen habe ich nach einem Zusammenbruch im Januar in einer Klinik verbracht. Gemeinschaft, den ganzen Tag. Manches Mal zu viele Menschen, Reizüberflutung. Nichts für Hochsensible, irgendwie. Und doch auch Halt gebend. An meinem Tisch darf ich immer sein wie ich gerade bin. Die anderen auch. Immer ist wer da zum Reden, Halten, in den Arm genommen Werden. Das zumindest tut gut.
Mitte März also komme ich zurück nach Hause. Länger hätte ich dort nicht bleiben wollen, ich brauche die Stille nach all den Eindrücken. Eine Stille voller Vogelgesang, hier draußen auf dem Land.
Eine Stille, die nach ein paar Tagen ganz schön laut wird. Eine Stille, die ich mir nun nicht mehr selbst aussuche. Kontaktbeschränkungen, Absage von Veranstaltungen, Verbot von Angeboten, die ich sonst nutze.
Wie schön wäre es jetzt, wenn der Frauenkreis real und nicht bloß virtuell stattfinden würde.
Wie seltsam leer ist es hier. Von einem Extrem ins andere.
Ich. Alleine. Immer nur ich. Die Stille schreit, an manchen Tagen.
Ich versinke ein Stück weit in mich selbst. Fühlen was ist, im Hier und Jetzt. Kann ich mich in der Stille selbst verlieren?
Ich lebe gerne zurückgezogen. Dass ich es jetzt muss, ist weniger leicht auszuhalten als ich dachte.
Ich entdecke das Telefon neu. Wusstet ihr, dass man sich auch heute noch einfach anrufen kann, ohne vorher per WhatsApp zu fragen?
Die Bäume im Wald geben mir Halt. Sie stehen einfach da, jeden Tag. Auch in diesem Jahr trauen sie sich, ihre Blätter wieder sprießen zu lassen. Trotz allem.
Und die Kontaktsperre geht gar nicht so weit wie ich zunächst dachte. Freunde treffen immer noch erlaubt.
Langsam gewöhne ich mich an die Situation. Langsam fühlt es sich weniger ausgeliefert an. Blöd, wenn das sowieso gerade Thema ist. Langsam komme ich wieder bei mir an. Langsam wird die Stille wieder hörbar. Ja, genießbar. Meistens.
Wenn ich lese, dass man mit den Personen seines eigenen Haushalts uneingeschränkt rausgehen darf, macht es mich noch manchmal traurig. Da bin nur ich in meinem Haushalt.
So zeigt mir diese Krise noch einmal umso deutlicher, dass diese Art des Lebens nicht auf Dauer meine ist.
So holt diese Krise in mir hervor, was sowieso schon da ist. Lässt es mich ansehen, fühlen, integrieren.
So gesehen betrifft sie mich dann doch gar nicht so sehr. Mein Leben wäre vermutlich gerade nicht viel anders ohne sie. Bis auf, dass ich nicht freiwillig mit Maske einkaufen gehen würde. Aber das ist noch mal ein anderes Thema.
(Erzählt von mir)
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