Non carpe diem – Erlaube dir, den Tag nicht zu nutzen

Petra Schuseil hat eingeladen, an ihrer Blog Challenge zur Fastenzeit unter dem Titel „Carpe diem“ mitzumachen. Carpe diem, nutze den Tag. Ja, du und ich, wir alle sind sterblich. Wir haben nur eine begrenzte Anzahl an Tagen hier auf der Erde. Das Leben hier, das ist gerade deshalb auch so wertvoll, weil es am Ende vorbeigehen wird. Mit diesem Blick auf das Ende werden wir meist ganz direkt auf die Frage geschubst, wie wir unser Leben denn jetzt gestalten wollen, damit wir am Ende darauf zurückblicken und zufrieden sein können.

Nutze den Tag. Petra schreibt zu ihrer Blog Challenge: ‚Angeregt wurde ich vom Sterbeforscher Professor Norbert Fischer in einem Interview auf SWR1. Er schreibt jeden Abend ein kleines Resümee in sein ideelles Tagebuch. „Was hab ich heute geleistet?“ fragt er sich vorm Einschlafen oder „war der Tag heute so wie ich es mir vorgestellt habe? War ich nützlich für andere? Kann ich mich einordnen mit dem was ich getan habe?“‘

Was habe ich heute geleistet? Was bedeutet „etwas leisten“ eigentlich? Was bedeutet es, den Tag zu nutzen? Und was, wenn ich mir erlaube, ihn nicht zu nutzen? Ist er dann verschwendet?

Was wäre, wenn ich mir erlaube, einen ganzen Tag komplett zu verschwenden? Verschwendete Zeit, Stunde um Stunde. Und das, obwohl ich nur eine begrenzte Anzahl davon zur Verfügung habe?

Ich jedenfalls möchte gar nicht jeden Tag genutzt haben. Da stehe ich gerade, in diesem Prozess. Mir das zu erlauben. Dass ich nutzlos sein darf. Nutzlos für die Welt. Ich könnte an jedem Tag so vieles tun, was irgendwem nutzen würde. Wovon ich später erzählen könnte, dass ich es getan habe. Tag um Tag damit verbringen, etwas Sinnvolles zu tun.

Das können wir ja so gut. Ich jedenfalls habe diese wunderbare Stimme in meinem Kopf, die mich ganz herrlich dafür verurteilen kann, wenn ich nicht das mache, was nützlich wäre, obwohl ich es doch könnte. Früher war es vielleicht noch eher ein Job-Hamsterrad. Heute habe ich doch wesentlichere Aufgaben. Ohja, da kann ich mich direkt ein bisschen wichtig nehmen und den Tag noch viel besser nutzen.

Und wenn ich schon eine Pause brauche, dann kann ich aber wenigstens ordentlich raus gehen, einen schönen Spaziergang, weil das doch dem Körper gut tut. Oder Yoga. Meditieren. Lesen. Tagebuch schreiben. Den Tag für mich nutzen in diesem Sinne.

An manchen Tagen, da möchte ich allerdings einfach nichts davon. Ich möchte einfach nichts tun und nicht nützlich sein. Für niemanden. Nicht einmal für mich selbst.

Auf der Couch liegen. Die Wand anstarren. Rumhängen.

Ich liebe es. Ich brauche es. Immer wieder. Es ist mein Rückzug von der Welt.

Aha. Also hat es doch einen Nutzen? Geht es dann überhaupt, den Tag nicht zu nutzen? Was würde es bedeuten? Und was hieße es, nicht nützlich zu sein? Wer kann das überhaupt beurteilen? Wie kann ich selbst über mich sagen, ich war nicht nützlich, wenn es doch aber mir selbst nutzt, wenn ich nichtsnützig auf der Couch sitze?

Okay, dann eben doch carpe diem. Ich nutze den Tag, um scheinbar nichts tuend mich wieder mit mir selbst zu synchronisieren.

Wie ist es bei dir? Wie nutzt du deine Tage?

Alle Beiträge zur Blog Challenge findest du auf dem Totenhemd-Blog.

Bild von ambermb auf Pixabay

2 Gedanken zu „Non carpe diem – Erlaube dir, den Tag nicht zu nutzen“

  1. Liebe Silke, wunderbar, dass du heute mit dabei bist beim „carpe diem“ in der Blog-Challenge. DAnkeschön.
    Rebloggen kann ich wohl nicht … ich werde deinen Post bei mir vorstellen und kurz anteasern.

    Schönen Tag. Herzlich. Petra

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