Loslassen. Immer wieder begegnet uns dieses Wort, wenn wir trauern. Den Verstorbenen loslassen, gehen lassen, hinter uns lassen und nach vorne schauen. Wenn wir das nicht schaffen, können wir niemals mehr ein glückliches Leben führen und womöglich behindern wir auch noch den Verstorbenen selbst auf seiner Weiterreise in höhere Sphären. Doch egal wie oft uns das von außen gesagt wird, tief in unserem Inneren spüren wir, dass es sich nicht stimmig anfühlt, dass wir den Verstorbenen nicht über das Loslassen ein zweites Mal verlieren wollen.
In der Therapie und Trauerbegleitung war das Konzept des Loslassens und Abschließens, um schließlich ohne den Verstorbenen in ein neues Leben zu gehen, bis vor einigen Jahren noch Standard. Auch heute wird es noch oft verwendet, entsprechende Phasenmodelle der Trauer werden angewendet und vor allem in den Köpfen von denjenigen, die sich nicht professionell damit beschäftigen, scheint es oft fest verankert: Wer zu lange traurig ist, wer nach Monaten und Jahren immer noch zu viel über den Verstorbenen redet und an ihn denkt, der steckt in seiner Trauer fest. Wo kommt diese Idee her?
Trauer im 20. Jahrhundert: Freuds Idee des Loslassens
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es Freud, der zum ersten Mal im psychologischen Kontext, also auf professionelle Art und Weise, über die Trauer schrieb:
Die Trauer hat eine ganz bestimmte psychische Aufgabe zu erledigen, sie soll die Erinnerungen und Erwartungen der Überlebenden von den Toten ablösen. (Freud, „Totem und Tabu“, 1913)
Später, in seinem Aufsatz „Trauer und Melancholie“ im Jahr 1917, beschrieb er dann, wie die Libido, also die emotionale Energie oder Liebe, von dem Verstorbenen abgezogen werden muss, um sie schließlich nach erfolgreicher Trauerarbeit wieder in neue Beziehungen und das eigene Leben zu investieren. Basierend auf seinen Ideen haben sich im Verlauf des letzten Jahrhunderts dann verschiedene Modelle der Trauer entwickelt, die alle ein klares Ziel haben: Den Abschluss der Trauer und das Loslassen des Verstorbenen im Sinne eine Ablösung der Gefühle von ihm.
Ich muss ehrlich gestehen: Es fällt mir nicht leicht, diese Zeilen zu schreiben, alles in mir sträubt sich dagegen, diesen Gedanken überhaupt hier in Worte zu fassen. Denn für mich persönlich fühlt sich das ganz und gar nicht stimmig an. Klar ist da diese Realität im Äußeren, in der der Verstorbene fehlt, körperlich ist er nicht mehr anwesend. Natürlich geht es in der Trauer auch darum, diese äußerliche Abwesenheit zu erkennen, zu realisieren und irgendwann anzunehmen. Das ist ein langer und schwieriger Prozess. Zugleich habe ich aber erlebt, dass das nicht heißt, dass ich meine Liebe von ihm abziehen muss. Im Gegenteil: Sie darf bleiben, wachsen und sich auch weiterhin verändern. Die Beziehung zu ihm bleibt bestehen, sie ist jetzt jedoch eine innere Beziehung und keine äußere mehr. In der sicheren Verbindung mit ihm kann ich weiter gehen und meinen Weg im Leben finden.
Die Liebe darf bleiben
Das Verrückte ist: Freud selbst hat genau das ebenfalls erlebt. Nach dem Tod seiner Tochter schrieb er 9 Jahre später an einen Freund:
Gerade heute wäre meine verstorbene Tochter 36 Jahre alt geworden … Man weiß, dass die akute Trauer nach einem solchen Verlust ablaufen wird, aber man wird ungetröstet bleiben, nie einen Ersatz finden. Alles, was an die Stelle rückt, wenn es sie auch ganz ausfüllen sollte, bleibt doch etwas anderes. Und eigentlich ist es recht so. Es ist die einzige Art, die Liebe fortzusetzen, die man ja nicht aufgeben will.
Er selbst hat es also anders erlebt, als er es einige Jahre zuvor beschrieben hatte. Die Liebe zu seiner Tochter bleibt bestehen und das ist auch gut so. Das Wissen um die Verbindung mit den Ahnen, mit den Verstorbenen, findet man in den unterschiedlichsten Kulturen, vor allem bei den Naturvölkern. Jahrhundertelang schien es eine Selbstverständlichkeit zu sein, dass dieser Kontakt nicht abgebrochen wird, nur weil derjenige in unserer „realen“, körperlichen Welt nicht mehr existiert. Ungeachtet der psychologischen Modelle haben es auch im vergangenen Jahrhundert Trauernde weiter so gelebt. Intuitiv fühlen wir alle: Die Erinnerungen an den Verstorbenen kann uns keiner nehmen und wir müssen sie auch nicht vergessen. Das, was der Verstorbene in uns bewegt hat, sein Wesen, das uns berührt hat, wird in uns weiter leben. Und die Liebe und Verbindung zu ihm darf bleiben.
Ein schönes und hilfreiches Buch – für mich persönlich das Trauerbuch schlechthin – zu diesem Thema hat Roland Kachler geschrieben. Er ist selbst Psychotherapeut und hat nach dem Tod seines Sohnes realisiert, dass der Ansatz, nach dem er bis dahin mit seinen Patienten in Trauer gearbeitet hat, nicht passend ist. Über seinen neuen Ansatz in der Trauerarbeit schreibt er unter anderem in „Meine Trauer wird dich finden: Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit„. Dieses Buch stellt auch eine Inspiration für diesen Text und allgemein mein in diesem Blog dargestelltes Verständnis der Trauer dar. Eine weitere Quelle ist sein Buch, das sich an Therapeuten und Trauerbegleiter richtet: „Hypnosystemische Trauerbegleitung: Ein Leitfaden für die Praxis“.
Wie immer interessieren mich jetzt deine Erfahrungen. Fühlst du eine innere Verbindung zu deinem verstorbenen geliebten Menschen? Wie sieht diese aus, wie fühlt sie sich an, wie lebst und pflegst du sie?
Foto: Hartwig HKD
Ein sehr wichtiger Blog, geht es doch um ein Thema, das häufig vermieden wird. Man traut sich kaum noch traurig zu sein, wenn der erste Monat des Schreckens und Grauens, der Fragen, wie es überhaupt jetzt weiter gehen kann, der unerschöpflichen Tränenflut, des Entsetzens vorbei sind, z.B. am Arbeitsplatz zuzugeben, dass man noch immer traurig ist, noch immer vergeblich Trost sucht und eigentlich noch so durch den Wind ist, dass man gar nicht arbeiten kann …
Und hier stellt sich mir die Frage, wieso im Bereich der privaten Trauer nicht davon ausgegangen wird, dass dies ein tief sitzendes Trauma ist, genau wie Kriegserlebnisse es sind und genauso darauf eingegangen werden muss?
Es werden doch nicht einfach wirtschaftliche Gründe sein? Damit der Hinterbliebene nicht denkt, er könne „wegen so was“ seine Arbeit nicht ordentlich erledigen?
Vielen Menschen hilft die Arbeit, um einen Anschein der Normalität zu wahren. Oder um der Ablenkung Willen. Aber was bedeutet Ablenkung? Sie dient der Verdrängung.
Aber wenn man die Trauer verdrängt, erlebt man die wunderschöne Auseinandersetzung mit dem Gegangenen nicht, den Versuch, in seine Welt hinein zu spüren, die aufkeimende Klarheit der Gedanken und die Erkenntnis, warum man sich überhaupt begegnet ist und wer man selbst eigentlich ist.
Die Liebe höret nimmer auf, steht schon in der Bibel, und die war schließlich eher da als Freud, dessen damaliger Irrtum (Männer haben halt immer Schwierigkeiten, sich ihre Gefühlé einzugestehen) sehr fatale Folgen hatte für alle Trauernden, die feststellen mussten, dass nach spätestens vier Wochen die „Genesung“ sich automatisch einzustellen hatte, weil ja selbst die Psychologen davon ausgingen, dass alles Andere übertrieben wäre.
Also wurde der Trauernde, der nicht damit aufhören wollte, eingereiht in die Simulanten, die, die immer ein bisschen übertreiben.
Du, Silke, bist Eine, die den Menschen aus dieser blöden Situation heraushilft. Dafür DANKE!
Danke dir vielmals, liebe Gabi, für deine Gedanken und deine positiven, ermutigenden Worte! Ich freue mich sehr über deinen (den allerersten!) Kommentar hier!
Ein wichtiges Thema, was du da ansprichst: In der Trauer sind wir nicht mehr so leistungsfähig, wie wir es für unsere Arbeitgeber eigentlich sein „sollten“. Die Idee des schnellen Loslassens, Abschiednehmens und wieder Funktionierens passt ganz gut in dieses gesellschaftliche Bild, in dem Funktionieren so einen hohen Stellenwert hat. Das ist noch mal ein ganz großes Thema für mindestens einen weiteren Blogbeitrag 🙂
Spannendes Thema … es könnte eine sowohl-als-auch Situation sein.
Sowohl loslassen als auch in Verbindung bleiben: jeder so, wie es gerade stimmig ist; für andere haben wir leicht den Rat, dass sie loslassen sollen, aber selber wollen wir das nicht!
Mit jemandem zu leben, der nicht abgeschlossen hat ist aber auch schwierig.
Ich kenne die verschiedenen Perspektiven und meine, es ist einfach ein individueller Prozess
den jeder so durchlebt wie es nun mal ist – ändern kann nur jeder selber was er will und kann – vielleicht mit Hilfe aber niemals unter Druck.
Nicht loslassen können oder wollen hat auch einen Anteil von „sich nicht weiterentwickeln“ in sich. Das Leben ist nun mal immerwährende Veränderung. Kann man das: Weiterleben, weitergehen sich weiterentwickeln und gleichzeitig den anderen im Herzen tragen?
Wer schafft das?
Manchmal denke ich ich habe es geschafft und manchmal denke ich ich habe zu viel losgelassen. Und dann ist plötzlich wieder die Erinnerung, die Verbindung da: ganz spürbar. Also geschafft? es hat was mit mir gemacht. Der „Trauerprozess“ – wenn man das so nennen will – hat mein Leben geprägt.
Und es hat mich viel Kraft gekostet. Trauer ist auch harte Arbeit. DAS sollen die wissen, die denken man könne nach kurzer Zeit wieder dem Arbeitsmarkt ungehindert zur Verfügung stehen!
Danke dir für deinen Kommentar und die Erweiterung der Perspektive, liebe Eva Lilly Marie!
Das ist schön formuliert, es könnte wirklich ein Sowohl-als-auch sein. Den Verstorbenen gehen lassen und in Verbindung bleiben. Vielleicht ist der Begriff „Loslassen“ auch schwierig, weil ihn jeder etwas anders definiert ..
Ich würde es nicht „abschließen“ nennen, weil das für mich suggeriert, dass man komplett zumacht, abhakt und nicht mehr zurück blickt, aber ich denke auch, dass es schwierig werden kann, wenn man in der Trauer auf eine Art „stecken bleibt“. Ich stimme dir voll zu, dass es ein individueller Prozess ist. Ich bin mir relativ sicher, dass es möglich ist, weiterzugehen mit dem anderen im Herzen. Das muss ja nicht bedeuten, dass man ständig im inneren Dialog ist oder jeden Schritt auf dem eigenen Weg innerlich mit dem Verstorbenen abklärt, aber die Verbindung bleibt eben bestehen. Für mich ist das genau der Weg .. Heißt aber überhaupt nicht, dass es der einzige Weg ist.
Wie fühlt sich das für dich an, wenn die Erinnerung und Verbindung auf einmal wieder ganz spürbar da sind?
Ohja, Trauer ist in der Tat harte Arbeit, kostet unglaublich viel Kraft und sie macht was mit einem. Sie hinterlässt Spuren und verändert uns.
Ganz herzliche Grüße
Silke
Wundervoll geschrieben und so wahr. Wie könnte ich die Trauer um mein Kind abschütteln oder es vergessen, wenn die Liebe im Inneren so unermesslich groß und einzigartig ist. Diese Liebe ist so rein und ehrlich, niemals wird sie vergehen. Bis wir uns im Himmel wiedersehen…
Es ist das, was bleibt, genauso wie der Schmerz um diesen Verlust. Nichts und niemand kann das ersetzen oder mindern. Aber wir haben gelernt es zu akzeptieren und anzunehmen. Und wir sind dankbar für die kurzen Augenblicke mit unserem Engel.
Ich hab auch mehrere Gedichte darüber geschrieben und möchte dieses hier mit euch teilen:
„Oh,süßer Schmerz,
der mir das Herz zerreißt
und kein Wort,
das Heilung mir verheißt.
Vergehst du denn
ein wenig mit der Zeit
Oder ist es die Liebe,
die mein Herz wieder heilt.
Ein Teil von mir,
das bist du wohl geworden,
ein Stück meiner Liebe,
ganz tief in mir verborgen.
Du begleitet mich,
in jeder Nacht, an jedem Tag.
Drum sei willkommen,
ich ergebe mich dir ganz und gar.
Bleib bei mir,
wie die Liebe bleibt für immer da.
Die Liebe bleibt,
ganz tief in meinem Herz,
wie du, ein Teil davon,
oh, süßer Schmerz…“
(Carolin Semmelroth)
Whow Caro, wie recht Du hast!
es bringt mich noch auf eine andere Perspektive:
die Art der Beziehung die wir zu dem hatten, der da die Dimension wechselte.
Wenn es das eigene Kind war, wie bei Dir liebe Caro, dann ist das
möglicherweise ein anderer Prozess wie wenn es der Ehemann war …
kann das sein? …es hat wohl was mit der Beziehungsqualität zu tun!
Ja, die Art der Beziehung spielt eine Rolle .. Nach dem Tod wandelt und verändert sich diese Beziehung und dabei basiert sie ja weiterhin auf der Beziehung, die wir zu Lebzeiten hatten. Vielleicht ist auch daher die Trauer immer sehr individuell, weil ja auch die Beziehung zu der jeweiligen Person und die damit verbundenen Gefühle immer ganz individuell sind.
Wie traurig und schön zugleich, liebe Caro. Dein Gedicht bewegt mich sehr. Ich danke dir fürs Teilen und für deine Worte.
Ja, Eva, es ist sicher jedesmal anders. Jeder Mensch ist anders und darum trauert jeder anders. Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden damit umzugehen, damit leben zu lernen und wieder glücklich zu werden ohne seine Liebe aufzugeben.
Die Mama meiner Freundin hat beides erlebt, den Verlust des Ehemannes und eines Kindes und sie sagte mal, ein Mann geht dir von der Seite, ein Kind aus dem Herzen… und wie recht sie damit hat! Mit den Eltern stirbt ein Teil deiner Vergangenheit, den Weg ohne den geliebten Mann weiterzugehen ist sicher richtig schwer, aber das KIND, das man unter seinem Herzen trug… damit stirbt ein Stück von einem selbst, die Hoffnungen und Träume, die man damit verbunden hat, ein Stück der Zukunft…
Ja. so ist es.
ich kenne auch beides.
Ich finde es interessant, dass Trauer anscheinend ein Frauenthema ist: in den Trauer-Foren posten meist nur Frauen, Trauer-Blogs handeln nur von Frauen, die ihre Männer verloren haben, usw. Und dann muss man hier und sonst wo als trauernder Witwer Dinge lesen wie (s.o.) „Männer haben halt immer Schwierigkeiten, sich ihre Gefühle einzugestehen“, was aber IMHO völliger Blödsinn ist. Was ist deine Meinung zur Männertrauer?
Lieber Peter,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich glaube ganz und gar nicht, dass Trauer ein reines Frauenthema ist. Ich empfinde es eher so, dass Frauen und Männer ganz allgemein gesprochen vielleicht etwas anders mit dem Thema umgehen. Also vielleicht ist es eher ein „Frauending“ damit rauszugehen und drüber zu schreiben und zu reden? Das wäre nur so eine Vermutung von mir. Ich persönlich mag diese Einteilungen aber gar nicht gerne. Wir haben in unserer Gruppe für jung Verwitwete in Frankfurt immer einige Männer dabei und ich finde das sehr bereichernd. Oft bestehen solche Gruppen allerdings (fast) nur aus Frauen.
Wie ist es für dich als Mann, wünschst du dir da mehr oder andere Angebote? Nervt es dich, dass überall vor allem Frauen über Trauer schreiben?
Ich denke, man kann das nicht verallgemeinern, dass alle Männer Schwierigkeiten haben, sich ihre Gefühle einzugestehen. Es gibt auch viele Frauen, die das nicht können. Und gleichzeitig viele Männer, die es können. Ich kann verstehen, dass dich solche Aussagen treffen. Insgesamt ist es nunmal ein sehr individuelles Thema und ich glaube, man kann nicht allgemein sagen, dass Männer immer so und Frauen immer so mit Trauer umgehen. Jeder geht dabei seinen ganz eigenen Weg, denke ich.
Hast du vielleicht Lust, hier auf dem Blog in einem Artikel von deiner Sicht als Mann zu erzählen? Es würde mich wirklich interessieren. Würdest du dich evtl. für ein Interview zur Verfügung stellen? Ist aber völlig ok, wenn du das nicht magst, war grade so eine spontane Idee von mir. Dass der Blog bisher aus Frauensicht auf die Trauer schaut, liegt halt nunmal daran, dass ich eine Frau bin .. aber ich würde sehr gerne hier auch das Thema „Männertrauer“ mit aufnehmen.
Danke, dass du das angesprochen hast. Ich nehme das auf jeden Fall als Thema auf für die Zukunft.
Herzliche Grüße
Silke
Noch eine Ergänzung: mein guter Freund Hung hat ebenfalls seine Lebenspartnerin verloren und bloggt auch – gerade eben hat er auch einen Beitrag über seine Trauer veröffentlicht: http://zenheim.de/in-ewiger-trauer-nur-solange-ich-lebe
Ich denke auch nicht, dass man die Trauer abschließen kann.
Sie verändert sich, ich kann nicht einmal sagen, dass sie nach über 1 Jahr leichter wird.
Anders, sie ist Teil von mir, Ausdruck auch der Liebe, die ich immer noch oder sogar intensiver spüre.
Und sie kostet so viel Kraft…ja.
Man wird so auf sich zurück geworfen, wie noch nie im Leben.
Und das „NIE MEHR“ zu akzeptieren… der Kopf ja, der weiß es, doch das Herz kommt nicht so schnell hinterher.
Veränderung durch Loslassen ?
Nein im Gegenteil… Wie kann ich einen Menschen, meinen Mann, mit dem ich 35 Jahre Leben gemeinsam
gemeistert habe, an seiner Seite er-wachsen (ge-wachsen) bin, durch den ich auch die geworden bin, durch diese lange gemeinsame Zeit!! … wie sollte ich ihn loslassen können.
Er bleibt durch unsere Liebe/ den vielen Erinnerungen immer bei mir, da bin ich sicher.
Ich hoffe, er wird sich immer mehr in meinem Herzen, in meiner Seele ausbreiten.
Wenn ich allein in der Naur bin , wenn es ruhig und still in mir wird, dann ist er mir ganz nah.
Das heißt aber ja nicht, dass es dehalb kein Weitergehen gibt, keine Veränderung.
Die größte Veränderung müssen wir doch von Anfang an zulassen.. .
allein weitergehen…
Und ich merke, wie ich mich verändere…. oder das, was schon immer in mir war, immer mehr an die Oberfläche kommt.
Ich lerne, die Unterstützng für mich zu sein, die er mir auch oft war.
Und für mich und meine Trauer einzutreten, zu sagen, dass ich trauern darf, wie ICH es spüre.
Ich merke, es wird so lang…
Ich mag deinen Blog, liebe Silke, denke ich werde öfter vorbeischauen..
Liebe Martina,
ich danke dir für deine Worte, danke dass du deine Gedanken hier teilst. Das hast du so schön beschrieben. Dass du hoffst, dass er sich immer mehr in deinem Herzen, in deiner Seele ausbreiten wird. Ich glaube, das wird passieren. Ich kann nur sagen, dass ich es so erlebe und dass es mich definitiv nicht am Weitergehen hindert – ganz im Gegenteil.
Sehr berührt hat mich auch, wie du schreibst, dass du merkst wie das, was schon immer in dir war, immer mehr an die Oberfläche kommt. Was für ein schöner Gedanke und so wunderbar in Worte gefasst von dir.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft weiterhin und dass du dir selbst eine gute Unterstützung bleibst und deinen Gefühlen, deiner Intuition, deinem Herzen weiter vertrauen kannst. Es freut mich, dass dir mein Blog bisher gefällt und du öfter mal vorbeischauen magst.
Ganz liebe Grüße!
Das Reich der Liebe
Es gibt Menschen,
die wir in der Erde begraben.
Aber andere,
die wir besonders zärtlich lieben,
sind in unser Herz gebettet.
Die Erinnerung an sie
mischt sich täglich
in unser Tun und Trachten.
Wir denken an Sie, wie wir atmen.
Sie haben in unserer Seele
eine neue Gestalt angenommen,
nach dem zarten Gesetz
der Seelenwanderung,
das im Reich der Liebe herrscht.
Honoré de Balzac
Habe ich gerade gefunden….
Lieben Gruß
M.
Dazu fällt mir ein:
(Thornten Wilder)
hallo ihr lieben schön geschrieben
Habe vor drei Jahren mein Kind verloren bin immer noch traurig kann nicht akzeptieren das sie nicht mehr da ist bin Traurig und Fassungslos. kann nicht loslassen denke an sie und bin traurig. Die Liebe zwischen ihr und mir bleibt bestehen. Kann nicht vergessen.Sie war die Verbindung unserer Familie . ich versuche jetzt alle zusammen zu halten es fehlt nur sie die für uns immer alles getan hat um uns zusammen zu halten. Sie war ein Geschenk Gottes . In liebe gemacht In Liebe geboren in Liebe gelebt Für Liebe gestorben..versuche zu verstehen warum sie von uns gegangen ist. Bin das erste mal im leben Ratlos und weiß nicht warm wieso und weshalb. Habe Angst vor dem Morgen und den immer wieder kehrenden Fragen. Die Brücke zu den lebenden und den Toten ist die Liebe Die einzigste bleibende und der einzigst Sinn
Ich fühle sie
Ich reche sie
Ihre stimme ist mir im Ohr
Ihre Gegenwart ist mir bewusst
Ich spüre ihre Berührungen
Sie ist bei mri
Ihr Geruch liegt in der Luft
Auch nach 6 Jahren tut es so weh ,wie am ersten Tag und die Sehnsucht und Liebe sind so groß und wachsen immer weiter. Loslassen kann ich und will ich nicht. Ich liebe ihn immer noch,da spielt der Tod keine Rolle. Ich vermisse ihn und versuche mit ihm auf einer anderen Ebene alt zu werden und weiter zu leben. Er ist und bleibt ein Teil von mir.
Liebe Stefanie. Du sprichst mir aus der Seele. Ich will und kann auch nicht loslassen. Es gibt keinen Trost und Zeit heilt nicht. Je größer die Liebe und die Verbindung, umso größer der Schmerz. Er wird nie vergehen, bis ich selbst gehen muss…
Ihr Lieben,
was für ein schöner Blog mit so ergreifenden Texten.
Loslassen heißt nicht vergessen, heißt für mich, mich von der Symbiose in die Eigenständigkeit und in die Selbstfürsorge zu entwickeln. Wie das praktisch funktionieren wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht bringt es die Zeit, vielleicht lässt der Schmerz irgendwann nach und die Liebe bleibt. Verändert hat mich meine Seelenfreundin schon zu Lebzeiten, mich auf meinen Weg geführt, mir meine Bestimmung gezeigt – wie es wohl ohne sie an meiner Seite weitergehen wird?
Es ist kein Mensch, der vor knapp vier Wochen von mir ging und doch war meine Stute ein Familienmitglied, meine enge Vertraute und ein Spiegel meiner Seele. Sicher ist die Trauer eine andere, zumal meine Fee keines natürlichen Todes starb; ich ließ sie gehen, sie war krank und müde – als Tierbesitzer die schwerste Entscheidung und dennoch eine Gnade für die geliebte Fellnase.
Die Trauer bleibt und für mich der Trost, dass es hier Menschen gibt, die sich ebenfalls die Zeit für ihre eigene Art der Trauer nehmen, auch wenn das Umfeld meint, dass man doch irgendwann auch mal wieder funktionieren müsse. Es ist für mich eben nicht „nur ein Tier“ – da hat das Umfeld es manchmal leichter, mit Mitmenschen umzugehen, die um ein verstorbenes menschliches Familienmitglied trauern.