Die richtigen Worte – Was kann ich zu Trauernden sagen?

Der Mann deiner Kollegin ist gestorben, deine Nachbarin hat ihr Kind verloren, dein Freund trauert um seine Mutter. Unvorstellbar, was sie durchmachen und wie es ihnen wohl geht. Doch wie reagierst du am besten, wenn du ihnen begegnest? Was sind die richtigen Worte? Sagst du lieber gar nichts, aus Angst das Falsche zu sagen? Möchtest du denjenigen nicht an seinen Verlust erinnern und versuchst daher, möglichst andere Themen zu finden? Damit bist du nicht alleine. Die meisten Menschen in unserer westlichen Kultur sind unsicher im Umgang mit Trauernden und mit dem Thema Tod. Ich habe einige Punkte zusammengestellt, die dir bei der Begegnung mit deinem trauernden Freund oder Freundin, Kollege oder Nachbarin behilflich sein können:

Wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, dann sage genau das

Es ist total ok, wenn dir die Worte fehlen. Der Trauernde hat wahrscheinlich selbst kaum Worte für das, was passiert ist. Und erwartet sicher auch nicht von dir, dass du genau “das Richtige” sagst, was auch immer das sein mag. Anstatt gar nichts zu sagen, versuche doch einmal, deine Sprachlosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Wenn du nichts sagst, kann der Trauernde schnell das Gefühl bekommen, dass dir seine Trauer egal ist, du längst vergessen hast, was passiert ist oder du nicht darüber reden möchtest. Ein einfaches, ehrliches “Du, ich würde dir so gerne etwas sagen, aber ich habe einfach keine Worte” kann die Tür zu einem Gespräch zwischen euch öffnen und zeigt, dass du dir Gedanken machst. Es zeigt auch, dass du genauso hilflos und überfordert mit der Situation bist wie der Trauernde und das ist völlig in Ordnung.

Es gibt keine Worte, die den Verlust wieder gut machen können

Befreie dich von dem Druck, möglichst genau die richtigen Worte finden zu wollen. Du wirst dem Trauernden nichts sagen können, was seinen Verlust wieder gut macht. Es gibt aktuell, in seiner akuten Trauer, keine Worte, die ihm die Traurigkeit oder den Schmerz nehmen können. Dein aufrichtiges Mitgefühl und dein offenes Ohr beim Zuhören können ihm aber zumindest das Gefühl geben, nicht ganz alleine damit zu sein.

Manchmal gibt es einfach gar keine Worte

Manchmal braucht es stattdessen eine Umarmung, weil Worte gar nicht ausreichen, weil ihr beide einfach zu sprachlos seid. Wenn eine Umarmung dir zu viel erscheint, kannst du vielleicht einfach seine oder ihre Hand nehmen und eine Weile lang halten. Auch eine Schulter zum Anlehnen kann dem Trauernden gut tun.

Du kannst die Trauernde gar nicht an ihren Verlust erinnern

Nach dem Verlust einen geliebten Menschen ist es das einzige, woran die Hinterbliebene denkt. Jeden Tag, jede Minute. Es wird nicht passieren, dass du sie darauf ansprichst und sie darauf antwortet: “Ohmann, scheiße, jetzt wo du es sagst .. Mein Mann ist ja gestorben! Das hatte ich total vergessen! Boah geht´s mir jetzt schlecht, weil du mich daran erinnert hast!” Viel eher kann es sein, dass sie dankbar ist für deinen Mut, es anzusprechen, und für die Gelegenheit, darüber reden zu dürfen. Und selbst wenn sie das gerade nicht will, dann wird sie es dir sagen.

Und was kann ich nun sagen?

Es mag blöd und abgelutscht klingen, aber am besten sagst du das, was bei dir von Herzen kommt.  Wie wäre es mit einem “Es tut mir so wahnsinnig leid, was dir passiert ist.”? Wenn du möchtest, kannst du den Trauernden auch fragen, wie es ihm damit im Moment geht. Sei dir aber bewusst, dass du vielleicht eine ehrliche Antwort erhältst statt der normalen “Alles gut”-Floskeln. Am besten fragst du also nur nach, wenn du es auch ehrlich wissen willst und einen Moment Zeit zum Zuhören hast. Lass den Trauernden selbst entscheiden, was er gerade erzählen möchte. Vielleicht ist alles gerade zu viel und er möchte gar nicht reden. Akzeptiere auch das und lass dich davon nicht entmutigen, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu fragen. Nur weil derjenige heute nicht darüber reden möchte, heißt das nicht, dass er es nie möchte. Wenn du wirklich daran interessiert bist, zuzuhören und zu helfen, mache immer wieder Angebote und überlasse es dem Trauernden, ob er sie annehmen möchte oder nicht.

Zum Schluss noch ein kleines Video von einer amerikanischen Bestatterin dazu. Ich liebe es, wie sie das Thema verarbeitet hat – ganz besonders die Tatsache, dass man niemanden nach einem schweren Verlust daran erinnern kann, was passiert ist:

Foto: Z S

5 Gedanken zu „Die richtigen Worte – Was kann ich zu Trauernden sagen?“

  1. Liebe Silke,

    ich bin sehr froh, dass ich „nur diese Seite der Trauer“ betrachten darf, da alle meine Lieben alle noch um mich herum sind.
    Ich finde diesen Blogeintrag aber sehr sehr wichtig, da gerade Menschen wie ich, die selbst zum Glück einen solchen Verlust noch nicht erlitten haben, wirklich oft völlig hilflos sind im Umgang mit Trauernden.

    Ein wichtiger Punkt ist glaube ich auch das Verhältnis zum Trauernden. Zu dem Zeitpunkt als Julian gestorben ist, hatten wir ja nur einen losen eher oberflächlichen Kontakt, auch wenn wir uns ja schon immer gut leiden konnten. Ich habe mich aber einfach nicht „berechtigt“ gefühlt, Dir z. B. eine Trauerkarte zu schreiben oder vor allem genauer nachzufragen. Ich dachte irgendwie, solche Dinge machen die „nahen“ Freunde. Total bescheuert – aber es war so. Bei einem nahen Freund hätte ich das vermutlich anders gemacht – allerdings hätten mir auch hier die Worte gefehlt. Gerade das „Nicht daran erinnern wollen, um dem Freund
    nicht weh zu tun“ steckte bei mir tief drin. Ich war der festen Überzeugung, dass das besser für den Trauernden ist. Weißt Du noch wie überrascht ich über Deine Antwort war, als ich mich endlich getraut habe zu fragen, ob ich „seinen“ Namen aussprechen darf? Ich war der Meinung, dass es Dich jedesmal total zerreißt, wenn ich „Julian“ sagen würde. Und Du hast Dich gefreut und mir daraufhin erzählt, dass es im Gegenteil schlimm für Dich ist, wenn niemand mehr Julian Julian nennt. Wie kann man sich irren.

    Ich habe von Dir so viel gelernt über Trauer und den Umgang mit Trauernden. Mir macht es inzwischen gar keine Angst mehr – ich habe keine Angst vor „schlimmen Geschichten“, Tränen oder dass ich etwas „schlimmer mache“. Dafür bin ich Dir sehr dankbar. Ich wünsche mir nur, ich hätte es schon gewusst, als Julian gestorben ist, denn dann hätte ich Dir auch in den ersten Wochen und Monaten besser helfen können Denn auch hier dachte ich ja, Du bist ja besser im Kreis der Familie und Freunde aufgehoben. Ich denke aber inzwischen, ich hätte Dir natürlich auch von außen Trost und Kraft spenden können.
    Seither schreibe ich Trauerkarten auch für „nur“ Bekannte. Und habe daraufhin bewegende Gespräche mit einigen gehabt, die wiederum auch mir viel gegeben haben. Toll.

    Mach also bloß weiter mit Deinem Blog – ich glaube damit kannst Du ein bisschen Umdenken bei den Menschen bewirken und das ist so wichtig.

    Deine Nicki

    Antworten
    • Danke dir, liebe Nicki. Ich freue mich sehr über deinen Kommentar. Auch wenn wir ja eh viel reden, ist es für mich total schön, hier noch mal deine Sicht zu lesen. Ich war und bin dir echt dankbar, dass du immer wieder deine Unsicherheit und Angst überwunden und mich ganz offen gefragt hast, was ich mir wünsche.
      Ganz großes DANKE, dass es dich und Menschen wie dich gibt 🙂

      Antworten
  2. Liebe Silke,
    nach dem tot meines 5 Wochen alten Babys, er starb unerwartet ohne Todesursache, hab ich alles erlebt, Sprachlosigkeit, stille Umarmungen, die Frage ob man ein Kind in dem Alter überhaupt beerdigen könnte, gute Bekannte und Freunde, die die Straßenseite wechselten als sie mich sahen. Rückblickend kann ich das alles irgendwie verstehen und einordnen. Ich hätte selbst nicht gewußt wie ich mit derart unverständlichem umgehen sollte.
    Allerdings war mein Empfinden, dass ich durch den Tod aus dieser Welt herauskatapultiert (mit ins Jenseits?) wurde. Haltlos und ohne Gegenwehr. Es waren die doch vielen Menschen, die den Mut hatten zu kommen und in welcher Form auch immer da waren, die mir ein klein wenig Verbindung zu dieser Welt gehalten haben.
    All diesen Mensch gilt mein Dank! Es hat den Schmerz nicht kleiner werden lassen. Und auch der spätere Aufprall mit all seinen Folgen musste letztendlich ich durchstehen.
    Es hat gedauert… nach gut 5 Jahren hatte ich mein Leben neu geordnet. Ich hatte ein weiteres Kind geboren, die Trennung von meinem Mann war Teil dieses Prozesses. Ich habe einen anderen Mann getroffen, lieben gelernt, Frieden mit Verlust und dem Leben gefunden und durfte die glücklichsten 2 Jahre meines Lebens verbringen.
    Bis der Tag kam als mein Lebensgefährte, mein Herzensmensch, wir zwei, die voller Bewusstsein und Dankbarkeit uns gegenseitig unsere Liebe gegeben haben aus der Mitte des Lebens gerissen wurde. Tod ohne Todesursache, ohne Vorankündigung ohne Grund. Wieder gibt es ein Leben davor und ein Leben danach.
    Das ist erst ein paar Wochen her und ich habe Angst, Angst vor dem was kommt, Angst wieder über einen so langen Zeitraum mein Leben der Trauer unterordnen zu müssen. In der Gewissheit, dass es keine Abkürzung gibt und Abläufe unvorhersehbar sind.
    Nach der schockierenden Nachricht konnte ich bereits auf Erfahrung zurück greifen. Kann danken für jegliche Anteilnahme und kommunizieren, wie wichtig und wohltuend es ist in dieser Welt gehalten zu werden.
    Ich wäre mit ihm gegangen, nur allzu gern. Woher ich die Kraft nehmen soll auch noch diesen Verlust in mein Leben zu integrieren ist mir ein manchmal Rätsel.
    Etwas ist anders als bei meinem Kind.
    Bei meinem Kind war nur Leere. Bei dem Mann der mich so intensiv geliebt hat, wie nie ein Mann zuvor, kann ich dies Liebe noch spüren. Nicht in der Welle und auch nicht, wenn sich die Welle langsam aufbaut. Danach ist sie da, tief in meinem Herzen fühl ich die Liebe, die langsam in meinen Körper ausstrahlt.
    Jetzt bin ich abgeschweift…
    Die Botschaft soll sein: geht hin zu den Trauernden. Ein mir fehlen die Worte ist viel mehr als man es sich vorstellen kann, eine Umarmung wohltuend und gerade wenn der Trauernde den Halt verlieren könnte, sind es diese Gesten, die ihn in dieser Welt halten können.
    Danke für deinen Blog, ich lese mich Stück für Stück durch….und darauf freu ich mich gerade!

    Antworten
  3. Liebe Silke,
    nach dem tot meines 5 Wochen alten Babys, er starb unerwartet ohne Todesursache, hab ich alles erlebt, Sprachlosigkeit, stille Umarmungen, die Frage ob man ein Kind in dem Alter überhaupt beerdigen könnte, gute Bekannte und Freunde, die die Straßenseite wechselten als sie mich sahen. Rückblickend kann ich das alles irgendwie verstehen und einordnen. Ich hätte selbst nicht gewußt wie ich mit derart unverständlichem umgehen sollte.
    Allerdings war mein Empfinden, dass ich durch den Tod aus dieser Welt herauskatapultiert (mit ins Jenseits?) wurde. Haltlos und ohne Gegenwehr. Es waren die doch vielen Menschen, die den Mut hatten zu kommen und in welcher Form auch immer da waren, die mir ein klein wenig Verbindung zu dieser Welt gehalten haben.
    All diesen Mensch gilt mein Dank! Es hat den Schmerz nicht kleiner werden lassen. Und auch der spätere Aufprall mit all seinen Folgen musste letztendlich ich durchstehen.
    Es hat gedauert… nach gut 5 Jahren hatte ich mein Leben neu geordnet. Ich hatte ein weiteres Kind geboren, die Trennung von meinem Mann war Teil dieses Prozesses. Ich habe einen anderen Mann getroffen, lieben gelernt, Frieden mit Verlust und dem Leben gefunden und durfte die glücklichsten 2 Jahre meines Lebens verbringen.
    Bis der Tag kam als mein Lebensgefährte, mein Herzensmensch, wir zwei, die voller Bewusstsein und Dankbarkeit uns gegenseitig unsere Liebe gegeben haben aus der Mitte des Lebens gerissen wurde. Tod ohne Todesursache, ohne Vorankündigung ohne Grund. Wieder gibt es ein Leben davor und ein Leben danach.
    Das ist erst ein paar Wochen her und ich habe Angst, Angst vor dem was kommt, Angst wieder über einen so langen Zeitraum mein Leben der Trauer unterordnen zu müssen. In der Gewissheit, dass es keine Abkürzung gibt und Abläufe unvorhersehbar sind.
    Nach der schockierenden Nachricht konnte ich bereits auf Erfahrung zurück greifen. Kann danken für jegliche Anteilnahme und kommunizieren, wie wichtig und wohltuend es ist in dieser Welt gehalten zu werden.
    Ich wäre mit ihm gegangen, nur allzu gern. Woher ich die Kraft nehmen soll auch noch diesen Verlust in mein Leben zu integrieren ist mir ein manchmal Rätsel.
    Etwas ist anders als bei meinem Kind.
    Bei meinem Kind war nur Leere. Bei dem Mann der mich so intensiv geliebt hat, wie nie ein Mann zuvor, kann ich dies Liebe noch spüren. Nicht in der Welle und auch nicht, wenn sich die Welle langsam aufbaut. Danach ist sie da, tief in meinem Herzen fühl ich die Liebe, die langsam in meinen Körper ausstrahlt.
    Jetzt bin ich abgeschweift…
    Die Botschaft soll sein: geht hin zu den Trauernden. Ein mir fehlen die Worte ist viel mehr als man es sich vorstellen kann, eine Umarmung wohltuend und gerade wenn der Trauernde den Halt verlieren könnte, sind es diese Gesten, die ihn in dieser Welt halten können.
    Danke für deinen Blog, den ich eben erst zu lesen begonnen und mich darin wieder finde….und darauf freu ich mich gerade!

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