Hochsensibilität. Ein Thema, das in den letzten Jahren mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommen hat. Ich selbst bin grundsätzlich eher sparsam mit Begriffen wie diesen, möchte mich gar nicht so gerne ständig einordnen müssen. Ich bin Silke, so wie ich bin, und auch wenn ich womöglich hochsensibel bin, so ist das doch nur einer von ganz vielen Aspekten meines Wesens. So habe ich es auch bisher vermieden, diesen Begriff hier auf meinem Blog zu verwenden. Und doch hat es mir auch geholfen, mich mit dem Thema zu beschäftigen, um mich selbst besser kennenlernen und annehmen zu können. Um zu erkennen: Ich nehme nicht als einzige so scheinbar anders wahr und ich bin auch nicht krank, nur weil ich mit bestimmten Umständen nicht so gut umgehen kann wie andere in meinem Umfeld. Wir Menschen sind unterschiedlich. Niemand nimmt die Welt genau so wahr wie du. Dein Gehirn ist einzigartig in seinem Aufbau, deine Sinne sind auf einzigartige Weise ausgeprägt und miteinander verknüpft. Du bist ein einzigartiger Mensch und es ist wunderbar, dass es genau dich gibt. Auch deshalb ist Trauer so individuell, gibt es keinen anderen Menschen, der seine Trauer exakt genauso empfindet, ausdrückt oder lebt wie du. Gleichzeitig gibt es natürlich Menschen, die ähnlich fühlen wie du, mit denen du dich womöglich ohne viele Worte direkt verstehen kannst. In unserem Menschsein und gerade auch im Fühlen sind wir stets miteinander verbunden. Das Thema Hochsensibilität begegnet mir aktuell an jeder Ecke, so häufig wie in den letzten Wochen wurde ich noch nie darauf angesprochen. Und natürlich beschäftigt es mich selbst auch immer wieder, wie ich mit meinem sehr sensiblen Fühlen und Wahrnehmen gut in dieser Welt sein kann, die oft scheinbar wenig Raum lässt für meine individuellen Bedürfnisse – allen voran ein deutlich höheres Bedürfnis nach Stille und Ruhepausen als bei den meisten anderen um mich herum. Die eigenen Bedürfnisse erkennen und ernst nehmen ist ein Thema, das wohl jeden von uns angeht, für feinfühlige Menschen aber womöglich noch tiefer geht und zugleich so wichtig für das eigene Wohlbefinden ist.
Was also versteht man unter dem Begriff „Hochsensibilität“? Es heißt, dass ca. 15-20% der Menschen zu jeder Zeit anders, feiner, intensiver wahrnehmen als der Rest. Es ist also kein neues Phänomen, lediglich etwas, das erst in den 90er Jahren einen Namen bekommen hat. Ulrike Hensel beschreibt in diesem Artikel auf mymonk.de, was hochsensible Menschen ausmacht. „Ihrer Kurzdefinition zufolge hat die hochsensible Person („Highly Sensitive Person“, abgekürzt HSP) ein empfindliches Nervensystem, bemerkt Feinheiten in ihrem Umfeld und ist leichter überflutet von einer stark stimulierenden Umgebung. Das besonders leicht erregbare Nervensystem bedingt eine umfangreiche und nuancenreiche Wahrnehmung, eine komplexe Informationsverarbeitung sowie ein intensives Empfinden und ein langes Nachhallen der Eindrücke“, schreibt sie darin. Eine der ersten deutschsprachigen Seiten zum Thema ist die Seite zartbesaitet.net, auf der du unter anderem einen Test findest, der dir eine Idee geben kann, ob du selbst hochsensibel bist oder nicht. Einen 100% sicheren Test hierfür gibt es nicht, aber darum geht es ja eigentlich auch gar nicht. Mir geht es darum, das Thema auch im Zusammenhang mit der Trauer einmal zu beleuchten, vor allem auch zu würdigen, dass dadurch womöglich besondere zusätzliche Herausforderungen entstehen können. Und letztendlich geht es immer wieder vor allem darum, dass wir uns selbst ein Stückchen besser kennenlernen, mehr Bewusstsein dafür bekommen, was wir brauchen und wie wir gut für uns sorgen können inmitten dieser Welt, in der wir leben. Gerade für hochsensible Menschen ist das Thema Selbstfürsorge oft besonders wichtig und doch ist es zugleich auch so besonders schwer inmitten dieser schmerzhaften Trauer und mit dieser Frage im Kopf: Wie soll ich jetzt gut für mich sorgen, darf ich das überhaupt, wo mein geliebter Verstorbener doch gar nicht mehr leben darf?
Die Sensibilität unserer Wahrnehmung und die Empfindsamkeit unseres Nervensystems sind grundsätzlich angeboren, auch wenn es im Laufe des Lebens Veränderungen darin geben kann. Es entsteht nicht erst durch die Trauer und doch kann uns diese noch sensibler machen, noch offener und empfänglicher für all die Reize in unserer Umgebung. So habe ich es zumindest erlebt. Bis zu Julians Tod kam ich noch halbwegs gut zurecht damit, zu versuchen wie „alle anderen“ zu sein. Wir leben in einer Gesellschaft, die nicht unbedingt geeignet ist für Menschen, die leicht überflutet sind von äußeren Reizen, die intensiver fühlen und womöglich länger brauchen, um ihre Eindrücke zu verarbeiten. Es ist eine Welt, die sehr schnell geworden ist, voller Eindrücke und Reize, eine Welt, in der es darum geht gut zu funktionieren und eigene Bedürfnisse womöglich hinten anzustellen. Sich Zeit zu nehmen, Rückzug und Ruhe zu brauchen, das findet oft nicht allzu viel Verständnis. Es scheint gar keine Option zu sein, wenn wir im Leben etwas erreichen wollen. Ich habe lange versucht, da reinzupassen, habe mich lange selbst dafür verurteilt, so sensibel und auch so wenig belastbar zu sein. Habe lange geglaubt, irgendwie falsch zu sein, mich für diese Welt ändern zu müssen. Belastbar sein, das ist doch etwas, was in vielen Jobbeschreibungen gefordert wird. Belastbar, flexibel, stets präsent und leistungsfähig. Das war ich eigentlich noch nie und doch habe ich immer versucht, es zu sein. Ich wollte immer anders sein als ich war und eine Zeit lang ist mir das auch ganz gut gelungen. Es hatte einen Preis, aber es war möglich.
Dann starb Julian und auf einmal war alles zu viel. Zu viel Gefühl, zu viele Menschen, zu viel Druck, zu viele Erwartungen, zu viel von allem. Das lag natürlich nicht bloß daran, dass ich so sensibel wahrnehme. Der Tod eines geliebten Menschen ist für uns alle ein heftiger Schlag – ob nun hochsensibel oder nicht. Mir geht es hier auch um keinen Vergleich, keine Wertung. Es geht mir nicht darum zu sagen, dass hochsensible Menschen es grundsätzlich schwerer haben. Aber rückblickend würde ich sagen, dass unter anderem dieser Aspekt bei mir dazu geführt hat, dass ich mich so weit aus der Welt zurückgezogen habe. Mir blieb gar keine andere Wahl, ich war absolut überflutet und hatte keine Kapazitäten mehr, um „da draußen“ in der Welt zu funktionieren. Es ging einfach nicht. Die intensiven Gefühle und all das, was in meinem Inneren geschah, war bereits mehr als mein Körper verkraften konnte. Zusätzliche sensorische Reize von außen waren oft unglaublich überfordernd. Ich brauchte Tage, um nach manchen Treffen mit anderen Menschen wieder halbwegs klar denken und fühlen zu können. Das „lange Nachhallen der Eindrücke“ in meinem Körper sorgte immer wieder für schlaflose Nächte. Immer wieder legte mich eine bleierne Erschöpfung völlig lahm – weit über die ersten Monate nach Julians Tod hinaus. Oft fühlte ich mich selbst im Kreis von anderen Trauernden falsch und unnormal. Wieso schafften sie es, wenigstens halbwegs weiter zu funktionieren und ich scheiterte schon daran, Veranstaltungen mit mehr als fünf Menschen zu besuchen, oder auch einfach nur durch die Straßen der Stadt zu laufen?
Es ist keine Krankheit und auch keine Schwäche, besonders feinfühlig auf die Welt zu reagieren. Das war wohl die wichtigste Erkenntnis für mich in all dem. Weder meine Trauer noch meine Hochsensibilität sind Krankheiten. Die Situation, in der ich mich befand, führte dazu, dass ich zeitweise unfähig war, am äußeren Leben teilzunehmen. Sie führte auch dazu, dass ich mein Leben mittlerweile so sehr geändert habe. Ich hatte kaum eine andere Wahl, als mein Leben so zu gestalten, dass ich genügend Zeit für mich alleine habe, genügend Zeit zum Auftanken, immer wieder viel Ruhe, um all die überwältigenden Gefühle zu integrieren und meinen Körper zu regenerieren. Schritt für Schritt durfte ich herausfinden, was mir gut tut und was nicht. Ich durfte erfahren, dass ich mich nicht meiner Umwelt anpassen muss, sondern dass es für mich darum geht, mir selbst einen Lebensraum zu schaffen, in dem ich so wie ich bin gut sein kann. Ich durfte lernen, auf mich und meine Grenzen zu achten. Ehrlich gesagt lerne ich das immer noch. Wenn ich dann davon spreche, dass meine Trauer mich so sehr verändert hat, dann ist das nur teilweise wahr. Auf eine Art hat sie mir eher dabei geholfen, ich selbst zu sein und mich selbst in meinen Bedürfnissen vielleicht zum ersten Mal wirklich ernst zu nehmen. Zunächst auf sehr schmerzhafte Art und Weise, schließlich hatte ich gar keine andere Wahl, als endlich zu erkennen, wer ich bin und was ich brauche.
Und dann ist all das auch wieder deutlich komplexer. Für mein Empfinden reicht es nicht zu sagen: Ich bin besonders feinfühlig, daher habe ich so und so getrauert. So vieles spielte nach Julians Tod zusammen, was dazu führte, dass ich so fühlte und reagierte wie ich es eben tat. Und doch war meine sensible Wahrnehmung eben ein Aspekt davon, der häufig dazu führte, dass ich mich im Vergleich mit anderen Trauernden selbst noch mehr in Frage stellte. Ich schien so viel langsamer und eben auch in der Trauer weniger belastbar zu sein als die meisten Menschen, die ich kannte. Wenn es dir ähnlich geht, dann hoffe ich, dass ich dir mit meinen Worten ein wenig Mut machen konnte. Du bist nicht alleine damit. Und ich wünsche dir, dass du gerade jetzt in dieser schweren Zeit ganz besonders liebevoll auch mit diesen Aspekten deines Wesens sein und dir wirklich die Zeit und die Ruhe nehmen kannst, die du jetzt für dich brauchst. Egal wie oft andere Menschen dir sagen, dass es doch mal an der Zeit wäre, nun wieder rauszugehen, so wie früher. Wenn ich dich auf diesem Weg unterstützen kann, dann lass es mich gerne wissen.
Wie geht es dir mit dem Thema? Hast du auch das Gefühl, deine Trauer raubt dir mehr Energie als es bei anderen in deinem Umfeld zu sein scheint? Fragst du dich womöglich, ob es „normal“ ist, dass du dich so weit zurückziehst? Hast du dich bereits mit dem Thema Hochsensibilität beschäftigt? Was denkst du, wie dein sensibles Fühlen deine Trauer beeinflusst? Wie sorgst du in all dem gut für dich? Ich freue mich über weitere Aspekte dazu, konnte ich doch in diesem ersten Artikel zu dem Thema lediglich an der Oberfläche kratzen. Ich freue mich auch über einen Austausch eurer Erfahrungen in den Kommentaren.
Liebe Silke,
seit dem Tod meiner Mutter im Januar lese ich deinen Blog. Insbesondere heute möchte ich dir Danke sagen für den heutigen Text. Endlich spricht jemand aus was ich in den letzten Wochen er- und durchlebe. Ich fühle mich als ob ich allen anderen Trauernden, z.B. meinen Geschwistern hinterherhinke. Jeder macht weiter, lebt seinen Alltag, sagt mir dauernd, dass es doch jetzt besser sein muss und was ich jetzt für mich tun soll. Mir aber ist alles zu laut, Menschen strengen mich an, Ablenkungen strengen mich an, immer der Gedanke, dass meine Mutter das alles nicht mehr erleben kann, keinen Frühling, kein Eis essen mehr, keine Erdbeer- und Spargelsaison…Die Trauer raubt meine komplette Energie.
liebe Grüße und Danke für deinen Blog, ich glaube er tröstet viele…
Judith
Danke dir für deinen Kommentar, liebe Judith. Ich kann das wirklich so gut nachfühlen .. alles zu laut und die anstrengenden Menschen .. Ja, die Trauer raubt alles an Energie, was da ist. Ich wünsche dir so sehr von Herzen, dass du dich selbst damit liebevoll annehmen kannst, egal was die anderen sagen. Es ist wie es ist bei dir und es ist nichts Falsches daran.
Alles Liebe für dich
Silke
Liebe Silke,
ich bin so froh,Deinen Blog gefunden zu haben.Du schreibst genau,wie ich mich fühle.Ich bin hochsensibel und habe 6 Wochen meinen krebskranken Bruder bis zum Sterben am 29.06.2018 begleitet . Die erste Zeit nach seinem Tod stand für mich seine Erlöung von dem Leiden an erster Stelle,aber jetzt nach 6 Wochen überflutet mich die Trauer und ich ertrage,den Lärm,die Menschen und die normalen Alltäglichkeiten des Lebens nicht mehr.Daher möchte ich Dir danken,denn ich weiss jetzt,es geht nicht nur mir so.
Viele liebe Grüße
Karina
Liebe Karina,
6 Wochen, das ist eine so kurze Zeit, um zu begreifen, was da geschehen ist. Es tut mir leid zu lesen, was du erfahren musstest und musst. Ich wünsche dir von Herzen, dass du in dieser Zeit nun ganz besonders liebevoll mit dir selbst sein kannst. Du bist nicht alleine.
Von Herzen alles Liebe
Silke
Liebe Silke,
ich beginne gerade in Deinem Blog zu schmökern, den Du im Interview, das Du Hr. Huemer gegeben hast, nennst. Ich bin noch nicht sicher, ob es für mich vielleicht auch um Trauer geht und fühlte mich zunächst einmal von diesem Blogeintrag zum Thema Hochsensibilität, Reizüberflutung etc. angesprochen und insbesondere davon, was Du gleich zu Beginn des Beitrags geschrieben hast.
Interessant und auf eine gewisse Weise faszinierend ist für mich die Beobachtung, dass Gefühle keinen „Zeitstempel“ bzw. kein „Verfallsdatum“ zu haben scheinen. Insofern ist die Volks“weisheit“, die Zeit heile alle Wunden, m.E. nicht stimmig. Ich habe im Zuge therapeutischer Sitzungen, die schon viele Jahre zurückliegen, zu meiner großen Überraschung erfahren, dass ich den Verlust einer lieben Freundin aus Jugendtagen, die durch Unfall plötzlich und auch sehr früh aus dem Leben gerissen wurde – wir waren beide ca. 15 Jahre alt, es begann sich eine schöne Freundschaft zwischen uns zu entwickeln -, dass ich ihren plötzlichen Tod nie wirklich verarbeitet hatte. In den Tagen nach den Sitzungen, wo wir uns diesem Punkt zugewandt hatten, hatte ich mehrfach auch ein Gefühl einer spontanen „Präsenz“ – ich setze das in Anführungszeichen, weil ich mir über diesen Aspekt noch nicht ganz klar bin. Es fühlt sich ein bißchen an als würde mich jemand umarmen. Jedenfalls waren da ähnliche Empfndungen und Eindrücke, wie Du sie im Interview beschreibst während und nach der Bestattungszeremonie Deines Julians.
Jedenfalls an der Stelle ein herzliches Dankeschön für Deine Offenheit im Interview, für Deinen Mut, Dein Leben so einigermassen grundlegend zu ändern und für Deine Arbeit. Liebe Grüße,
Werner
Danke dir, lieber Werner, für deinen Kommentar und für deine Worte. Wie schön, dass du durch das Interview hierher gefunden hast.
Deine Erfahrungen berühren mich. Wie wundervoll, dass du die Präsenz deiner Freundin spüren kannst. Für mich ein ganz warmes Gefühl davon, dass sie dich womöglich gerade in dieser Auseinandersetzung mit ihrem Verlust noch einmal begleitet von dort, wo sie jetzt ist. Was wissen wir schon und doch dürfen wir unseren Gefühlen trauen.
Alles Liebe für dich
Silke
Genauso ging und geht es mir seit mein Freund vor 4 Jahren gestorben ist. Ich habe bei jedem Wort genickt. Die Welt an sich ist schon sehr überfordernd aber ich habe mich nach seinem Tod auch sehr stark zurückziehen müssen (nach ein paar Monaten erst. Kurz nach seinem Tod war ich eine Weile noch in diesem „Funktionier-mit-hohem-Tempo-Modus“) und mich oft selber gestresst wenn gut gemeinte Ratschläge kamen, ich müsse doch mehr raus gehen. Vorwürfe, man höre nichts mehr von mir. Ich hatte jedoch keine Wahl als mich selber als erste Priorität zu sehen weil ich das alles sonst nicht geschafft hätte. Und wie du, wohl zum ersten Mal im Leben habe ich gelernt und lerne ich auch jetzt jeden Tag, meine Bedürfnisse zu spüren, Grenzen zu setzen und für mich da zu sein und mir eine Welt zu gestalten die für mich schön ist. Dafür bin ich auch unendlich dankbar. Danke für diesen Text. Für deinen Mut. Für deine Offenheit.
Danke für deinen Kommentar, liebe Isabelle. Ich wünsche dir von Herzen, dass du dich auf deinem Weg auch weiterhin selbst als erste Priorität sehen kannst. Alles Liebe!
Ich bin jetzt erst über deinen Blog gestolpert
Und jetzt verstehe ich das es normal ist das ich nicht begreifen kann das es noch nicht gesackt ist in mir. Ich verlor Anfang des Jahres meine beste Freundin, meinen Seelen und Herzensmenschen, eine Verbindung die man nicht erklären kann. Das ganze ist jetzt fast 6 Monate her.. Ich war noch nicht auf dem waldfriedhof auf dem sie beerdigt wurde. Ich schaffe es nicht.. Oft sagt man mir du musst loslassen aber auch dazu bin ich scheinbar noch nicht bereit.. Sicher gehe ich meinem Alltag nach aber er raubt mir jedesmal mehr Energie als vor dem Ereignis.. Mir wird alles schneller zu viel und ich bin Seither noch empfindsamer..
Danke für deine Worte den sie haben mir gezeigt das das okay ist das ich länger brauchen darf als andere um das unfassbare greifen zu können und das es auch okay ist wenn für mich nichts mehr sein wird wie zuvor ich aber daraus oder mit dem Ereingniss auch etwas lernen kann, noch mehr auf mich zu achten und mich noch besser zu verstehen
Danke dir für deinen Kommentar, liebe Katja!
Es tut mir sehr leid zu lesen, dass du deine liebe Herzensfreundin verloren hast. Es ist erst ein paar Monate her und ich finde es so verständlich, dass du nicht einfach so loslassen und weitermachen kannst. Es braucht doch Zeit, das überhaupt zu begreifen, zu fühlen und womöglich auch einen neuen Weg für dich zu finden. Niemand kann von außen beurteilen wie lange das dauern darf oder welche Schritte für dich wann richtig sind. Ich wünsche dir von Herzen, dass du dir in deinem eigenen Tempo und deinem ganz eigenen Weg vertrauen und auf diesem Weg immer wieder ganz liebevoll mit dir selbst sein kannst.
Ich bin auch erst heute durch einen Zufall (?) auf Deinen Blog gestossen. Im Februar diesen Jahres habe ich meine Frau, mit der ich seit 38 Jahren zusammen war, nach einem Jahr, in dem sie furchtbar gelitten hat verloren. Ich habe sie begleitet und fiel in ein tiefes Loch. Bis heute komme ich nicht klar mit dem Allein sein. Mein Problem ist, dass ich meine Gefühle, meine Empfindungen nicht formulieren kann. Es fällt mir schwer, zu schreiben. Aber meine Gefühle, die Trauer scheinen mich schier zu überwältigen. Ich habe mich ein bisschen wiedergefunden in Deinem Text hier. Es tut gut zu wissen, dass es auch andere Menschen gibt, die ähnlich empfinden wie ich… Danke!! Lg
Liebe Silke
Aus leider aktuellem Anlass habe ich (zum Glück) deine Seite gefunden. Mein Vater ist letzten Monat unerwartet gestorben. Keine Ahnung, ob ich hochsensibel bin, aber die Beschreibung passt. Mein Vater fehlt mir so sehr, ich empfinde nur noch Schmerz. Und das Gedankenkarussell läuft die ganze Zeit. Ich denke viel über den Tod nach und was danach ist. Was wäre schlimmer, dass nach dem Tod nichts mehr kommt und mein Vater überhaupt nicht mehr „ist“? Oder dass er noch „ist“ aber nicht mehr bei uns – vor allem bei seinem geliebten Enkel – sein kann? Das muss ihn doch auch zerfressen vor Trauer! Oder Gedanken wie: hatte er Angst als starb? Das Gehör stirbt scheinbar als letztes – was hat er noch alles gehört nach seinem Tod?
Auch sobald ich kurz nicht an ihn denke, habe ich gleich ein schlechtes Gewissen.
Ich merke selbst, dass ich zu „tief/intensiv“ denke, aber ich kann es nicht abstellen. Und ich weiss, dass es niemals besser wird, auch wenn andere das behaupten.
Liebe Silke,
Ich danke dir für diesen Text. Ich habe lange nach einem gesucht der beide Themen zusammen fast. Ich habe meine geliebte starke Mutti, im August letzten Jahres, an Krebs verloren. Dazu muss man wissen dass ich auch schon seit paar Jahren auf einen Platz zum studieren gewartet habe. Ich war und bin immer sehr eng mit meiner Familie gewesen. Uns gab es immer nur zu viert(das sagten auch Außenstehende). Dann starb meine Schwester an Krebs (nach 2 1/2 Jahren Krankheit) als ich 16 Jahre alt war und als ich 31 war, starb innerhalb von vier Monaten meine Mutti. Wir beide wuchsen nach dem Tod meiner Schwester immer mehr zusammen, sodass sie dann auch meine beste Freundin wurde. Den Platz für die Uni im Wintersemester, den ich dann plötzlich bekam, war mir jedoch zu früh. Dann bekam ich einen Platz zum Sommersemester, den ich dann annahm. Komischerweise habe ich jedoch das Gefühl dass auch dies zu früh war(das ich doch irgendwie zu wenig Zeit zum Trauern hatte aber leider wartet die Welt ja nicht auf einen). Das ich viel länger unter Schock stand und es nicht wahrhaben wollte was passiert war, obwohl ich es ja wusste. Mein Vater hingegen trauert so anders, dass ich manchmal das Gefühl bekomme, er hätte alle Stadien der Trauer schon durch. Für ihn könnte das Leben jetzt weiter gehen und für mich steht es immer noch irgendwie auf Pause. Ich halte so viel wie möglich von ihr in Ehren.Versuche so viel wie möglich von ihr weiter zu geben. Sonst funktioniere ich nur noch und hake meine früheren Zukunftsziele ab, da die Zukunft für mich gerade noch so leer aussieht. Ich würde ihn gerne verstehen, meinenVater. Ich bemühe mich, aber es funktioniert leider nicht.
Also nochmals vielen lieben Dank dass du diesen Text veröffentlicht hast.
Ich wünsche dir alles Gute.
Judith
Liebe Silke,
ich habe grad deinen Beitrag gefunden und er hilft mir in meiner Trauer um einen ganz lieben Freund der an Krebs gestorben ist. Ich bin hochsensibel und seit ich das weiß, verstehe ich mich im Innen und Außen immer besser. Jetzt aktuell bin ich mit der Entscheidung zur Trauerfeier zu gehen überfordert, beziehungsweise traue ich meinen eigenen Gefühlen und Signalen nicht. Vom Tod meines Freundes erfuhr ich vor 1 1/2 Wochen, als ich mit meiner Tochter im Urlaub war, wir brachen den Urlaub ab, fuhren nach Hause und überlegten, ob wir die 700km Fahrt bewältigen, um zu seiner Frau zu fahren. Wir haben es nicht geschafft. Jetzt steht die Trauerfeier an, die mit ganz vielen Freunden und Verwandten gefeiert werden soll, mit Weinen und Lachen, mit viel Musik und Erinnerungen. Eine Woche vorher steht eine Hand OP bei mir an, die ich natürlich absagen könnte. Ich fühle, dass ich lieber mehr Zeit verstreichen lassen möchte, um dann nach Thüringen zu reisen, um mich am Grab zu verabschieden und in Ruhe Zeit mit seiner Frau/meiner Freundin zu verbringen, aber auf Grund anderer Prägung, erlaube ich es mir nicht. Ich muss die Entscheidung ganz allein für mich treffen, das fällt mir schwer, weil der Kopf meinen Empfindungen und Bedürfnissen in die Quere kommt…
Alles Liebe,
Barbara!
PS: Beim Schreiben ist mir schon vieles klarer geworden….
Liebe Barbara,
danke dir für deinen Kommentar. Es tut mir sehr leid zu lesen, dass dein lieber Freund gestorben ist. Wie schön, dass dein eigenes Schreiben bereits für mehr Klarheit gesorgt hat. Ich wünsche dir von Herzen, dass du dir erlauben kannst, die für dich stimmige Entscheidung zu treffen.
Von Herzen alles Liebe für dich
Silke