Was für eine Reise, dieses Leben. Große Freude, riesiger Schmerz, Liebe, Glück, Traurigkeit und Verzweiflung. Alles liegt so nah beieinander. Gerade wenn wir einen geliebten Menschen verlieren, wirft uns das Leben oft mit voller Wucht auf uns selbst zurück. Nach Julians Tod hatte ich immer wieder das Gefühl, komplett unterzugehen, einfach nicht mehr weitergehen zu können. Wie sollte ich das nur einen Moment weiter aushalten? Warum hatte mir das Leben so etwas Grausames angetan? Womit hatte ich das verdient?
Und gerade an diesen schmerzhaftesten Punkten sind mir immer wieder auch die bewegendsten Dinge geschehen, die wunderbarsten Menschen begegnet. Wenn ich jetzt zurück blicke, dann war Julians Tod ein so großer, wichtiger Wendepunkt in meinem Leben. Natürlich konnte und wollte ich das am Anfang nicht sehen. Aber das Leben meinte es immer nur gut mit mir. In jedem Moment, selbst und gerade in den schmerzhaftesten. Genau in diesem Schmerz, in diesem absoluten Verlassensein, in dieser Einsamkeit und Verzweiflung, genau dort konnte ich mich selbst finden, genau dort führte es mich auf meinen Weg der Heilung, den ich nach wie vor gehe. Das klingt groß, irgendwie. Und das ist es auch. Mich führt es immer weiter in die Hingabe an das Leben. Ein Thema, das mir momentan an jeder Ecke begegnet. Wie als würde das Leben mir zurufen:
„Gib dich nun wirklich hin, lass geschehen, was geschehen will, wehr dich nicht mehr, hör auf zu zweifeln und zu kämpfen, sei einfach nur mit dem, was gerade ist. Vertraue.“
Das ist die Botschaft, die ich gerade in den vergangenen Wochen immer wieder erhalte. Und immer, wirklich immer, wenn ich meine, wieder einmal am tiefsten Punkt angekommen zu sein, wenn ich denke, ich kann es keine Sekunde weiter aushalten, ich weiß einfach nicht mehr weiter, wenn ich genau in dem Moment aufgebe, mich wirklich fallen lasse und hingebe, genau dann geschehen die Wunder. Wenn ich mich davon verabschiede, irgendetwas wissen zu wollen, wenn ich mir eingestehe, dass ich einfach nichts weiß, dass ich das, was geschieht, überhaupt gar nicht beurteilen kann, weil ich nie weiß, wofür es gut ist und was im nächsten Moment geschehen wird, dann öffnet sich etwas in mir. Öffnet sich für den gegenwärtigen Moment und das, was geschehen will. Durch mich und in mir. Dann weiß ich im einen Moment nicht weiter und im nächsten staune ich wieder über das nächste Wunder, das sich vor mir ausbreitet. Es war das Gefühl, das ich an Neujahr hatte: Dieses Jahr wollen mehr und mehr Wunder geschehen. Für jeden von uns.
Das klingt für eine Seite in mir und vielleicht auch für dich beim Lesen ganz schön abgedreht. Versuche es nicht mit dem Verstand zu begreifen, es ist nicht in dem Sinne zu verstehen. Versuch es zu fühlen. Ich spüre immer deutlicher, dass das Leben es gut mit uns allen meint. Das Leben möchte uns tragen und unterstützen. Vielleicht nennst du es Gott oder Leben oder Universum oder „großes Ganzes“ oder wie auch immer, etwas ist immer da. Eine Liebe, die uns umhüllt und trägt. Wenn wir es zulassen. Wenn wir uns fallen lassen. Wie können wir getragen werden, wenn wir uns dagegen stemmen und festhalten? Wenn wir an Vorstellungen festhalten, wie das Leben zu sein hat, dann verpassen wir vielleicht all die Dinge, die das Leben uns in Wahrheit bieten möchte.
Meine größte Angst nach Julians Tod war es immer, dass ich mich dauerhaft verschließen könnte. Die schlimmste Vorstellung war es, dass ich den Rest meines Lebens ganz in der Verbitterung, abgetrennt vom Rest der Welt, verbringen würde. Heute kann ich sagen, dass das Gegenteil geschehen ist. Mein Herz ist so offen wie nie zuvor und ich weiß, es kann noch so viel weiter werden. Verschließen kann ich mich nur, wenn ich dem Leben misstraue. Wenn ich mich ins Vertrauen begebe, immer und immer wieder, dann kann ich nicht verbittern.
So hat mich das Leben gerade heute wieder unfassbar reich beschenkt. In der Begegnung mit einem Menschen. Ich sitze noch immer hier und staune, wie mir genau die Menschen begegnen, die für meinen Weg gerade wichtig sind. Menschen, die sich auf dem gleichen Weg befinden. Menschen, die ihre eigene Wahrheit leben und mich damit daran erinnern, was meine Wahrheit ist. Die mich darin unterstützen, genau diese Wahrheit zu leben, mitten aus all meinen wiederkehrenden Zweifeln und Ängsten heraus. Aus genau dieser heutigen Begegnung wollen wir gemeinsam etwas entstehen lassen. Gemeinsam genau diese Räume öffnen, in denen solche Begegnungen möglich sind. Gemeinsam Orte schaffen, an denen sich Menschen wieder auf wahrhafte Art begegnen können. Orte der Trauer, Orte des Lebens, Orte an denen all das gefühlt werden kann, was so lange schon einfach nur gefühlt werden möchte. Räume für Gemeinschaft und Menschlichkeit, Zeit für Langsamkeit und um uns selbst ganz so erleben zu können wie wir sind. Carmen und ich wollen der lauten Trauer und dem Leben Raum geben. Über Fronleichnam, vom 30. Mai bis 3. Juni, werden wir diesen Raum für diejenigen öffnen, die sich angesprochen fühlen. Wo genau und wie wir diese Zeit gestalten, das darf in den kommenden Wochen noch entstehen. Wenn dich das beim Lesen bereits anspricht, dann kannst du dich gerne dafür schon jetzt auf die Interessentenliste setzen lassen – schreib mir dazu einfach eine Mail. Ich freue mich schon jetzt sehr darauf. So schön dieses Internet ist, es geht doch nichts über diese echten Begegnungen.
Kennst du diese Wunder, diese Menschen oder Dinge, die genau zum richtigen Zeitpunkt in dein Leben kommen? Gerade dann, wenn alles so aussichtslos und schwer scheint? Wenn du magst, kannst du deine Erfahrungen damit wie immer gerne in den Kommentaren teilen. Das Thema Hingabe und wie das Leben uns führt, wenn wir es zulassen, interessiert mich sehr. Ich freue mich auch über Mails, wenn du deine Geschichte dazu hier nicht so ganz öffentlich teilen magst.
Foto: pixabay

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