Vorgestern habe ich einen Beitrag über Weihnachten geschrieben und wie schwierig diese Zeit gerade zu Beginn der Trauer sein kann. Der Artikel richtete sich vor allem an Trauernde selbst. Heute möchte ich noch einmal etwas darüber schreiben, wie du Freunde an den Feiertagen unterstützen kannst, die um einen lieben verstorbenen Menschen trauern.
Weihnachten ist eine ganz besondere Zeit. Hier kommen Familien zusammen, es wird gefeiert, man beschenkt sich gegenseitig. Jede Familie hat ihre eigenen Traditionen und Rituale, in die jedes Familienmitglied auf seine eigene Art eingebunden ist. Den ganzen Dezember lang gibt es bestimmte Dinge, die jedes Jahr ähnlich sind. Der gemeinsame Besuch auf dem Weihnachtsmarkt mit Freunden, diverse Weihnachtsfeiern, das Plätzchenbacken mit den Kindern oder die gemeinsam verbrachten Adventssonntage. Jedes Jahr das gleiche – bis plötzlich alles anders ist. Und genau das ist bei deinem Freund, deiner Freundin passiert. Diese besondere Zeit, in der alle von Freude, Liebe und Besinnlichkeit sprechen, ist für sie in diesem Jahr eine ganz besonders schlimme Zeit. Die Lücke, die der Verstorbene hinterlässt, wird hier ganz besonders deutlich. Er fehlt und das lässt sich nicht ignorieren. Jedes an der Supermarktkasse dahingesagte „Frohe Weihnachten“ versetzt Hinterbliebenen einen Stich im Herzen.
Ich kann mir vorstellen, dass du diese Gedanken ganz furchtbar findest, dass du deinem Freund so gerne helfen willst und dass du zugleich gar nicht weißt, was du sagen sollst, wie denn Hilfe überhaupt gehen soll. Es gibt tatsächlich keine Anleitung dafür, kein „Genau diese 10 Dinge braucht jeder Trauernde zu Weihnachten“. Ich will auch ehrlich zu dir sein: Helfen in dem Sinne, dass du etwas tun kannst, wodurch du dem Trauernden den Schmerz abnimmst und ihm ein freudiges Weihnachten ermöglichst, kannst du nicht. Es wird wehtun und er wird traurig sein in dieser Zeit. So schwer das manchmal auszuhalten ist, gehört es dazu, es ist Teil der Trauer, eine ganz normale Reaktion auf einen schmerzhaften Verlust. Auch wenn du den Schmerz nicht wegmachen kannst (und solltest), kannst du deinem trauernden Freund doch etwas Erleichterung verschaffen. Oft wissen Trauernde selbst nicht, was ihnen gut tun würde, was sie bräuchten. Die Trauer ist unberechenbar, die vielen Gefühle schmeißen uns ganz unvermittelt um, wirbeln uns umher und machen es uns sehr schwer, überhaupt irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Auch das ist normal und sowohl für Trauernde selbst als auch für deren Umfeld sehr schwierig. Ich habe allerdings eine sehr gute, altbewährte und bestimmt auch irgendwo wissenschaftlich belegte Methode für dich, die du in jedem Fall anwenden kannst:
Nachfragen, zuhören und da sein
Wenn du nachfragst, wirst du erfahren, wie dein Freund sich gerade fühlt, welche Sorgen oder Ängste er in Bezug auf Weihnachten hat. Sei dir sicher: Du wirst keine Wunden aufreißen, du wirst es nicht schlimmer machen, wenn du deinen Freund auf seinen Verlust ansprichst und ihn fragst, wie es ihm zu Weihnachten damit geht. Er denkt sowieso daran, du kannst ihn also nicht auf schmerzliche Art plötzlich daran erinnern. Ziemlich wahrscheinlich wird er sogar dankbar sein, wenn du ihn darauf ansprichst. So viele Menschen meiden das Thema, weil sie Angst haben, etwas falsches zu sagen. Das führt oft dazu, dass Trauernde sich mit ihren Gedanken und Gefühlen sehr alleine gelassen fühlen. Auch wenn er nicht darüber reden möchte, wird er es dir sagen. Ich kann mir vorstellen, dass er sich selbst in diesem Fall über dein Interesse und deine Anteilnahme freut.
Aus diesem Gespräch heraus könnt ihr gemeinsam schauen, was für ihn gerade hilfreich sein könnte. Vielleicht möchte er an Weihnachten zum Grab gehen und du kannst ihm anbieten, mitzugehen. Vielleicht wäre er einfach nur gerne nicht ganz alleine und du kannst schauen, wie du einen Besuch bei ihm mit deinen eigenen familiären Verpflichtungen vereinbaren kannst. Du kannst ihn natürlich auch zu dir einladen. Vielleicht gibt es auch ganz praktische Dinge, bei denen du ihm helfen kannst.
Auch nach einem solchen Gespräch gilt weiter: Nachfragen und zuhören. Denn auch wenn ihr heute ausmacht, dass ihr an Heilig Abend zusammen zum Grab geht, kann es immer noch sein, dass deine Freundin an dem Tag selbst spürt: Es geht nicht. Und dann bedarf es vielleicht einer spontanen Planänderung. Versuche, einfach da zu sein, so wie es dir möglich ist, und Verständnis zu zeigen. Du musst keine Lösungen präsentieren, du musst nicht „das Richtige“ sagen. Sei einfach da, höre zu, auch gemeinsam schweigend dasitzen kann so gut tun. Versuche, die Entscheidungen deiner Freundin oder Verwandten zu unterstützen, selbst wenn sie dir seltsam und nicht hilfreich vorkommen oder nicht ganz in deine eigenen Pläne passen. Es kann sein, dass sie alles umschmeißt, dieses Weihnachten alles komplett anders machen möchte und damit an eurer Familientradition rüttelt. Versuche es zuzulassen, auch wenn es dich selbst mit betrifft. Dieses Weihnachten wird sowieso anders sein.
Auch Jahre nach dem Tod fehlt der Verstorbene
Das erste Weihnachten ohne den geliebten verstorbenen Menschen ist ganz besonders schwierig. Im ersten Trauerjahr erleben wir jeden dieser besonderen Tage ganz intensiv und die schreckliche Endgültigkeit, das „nie wieder..“ werden uns bewusst. Aber auch nach Jahren fehlt der Verstorbene noch immer. Die Trauer verändert sich, der Schmerz tritt in den Hintergrund und zugleich ist und bleibt da diese Lücke. Wenn du in deinem Freundeskreis jemanden hast, der bereits vor einiger Zeit einen geliebten Menschen verloren hat, dann sprich auch ihn darauf an – gerade jetzt zur Weihnachtszeit. Frage ihn, wie er sich in diesem Jahr damit fühlt. Wenn du den Verstorbenen auch kanntest, könnt ihr vielleicht gemeinsam in Erinnerungen schwelgen oder euch ein kleines Ritual ausdenken, etwas zusammen machen, das der Verstorbene auch geliebt hat. Das darf durchaus viel Freude bereiten, Trauer beschränkt sich nicht auf Traurigkeit, Schwere und Schmerz.
Ein paar Gedanken dazu, was NICHT hilfreich ist
Ich habe dazu einen hilfreichen englischen Artikel gefunden, der eine kleine Liste an Dingen, die ganz und gar nicht hilfreich sind, beinhaltet. Hier ein übersetzter Auszug daraus:
Bitte, bitte, tu folgendes nicht:
Vermeiden. Ja, es ist schwer wenn du nicht weißt, was du tun oder sagen sollst, aber deinen Freund zu vermeiden ist eine der schlimmsten Dinge, die du tun kannst! Sei einfach da, sei geduldig und hör zu.
Herunterspielen oder beschönigen. Sag niemandem, es könnte schlimmer sein und beginne keine Sätze mit „Immerhin..“.
Jemandem sagen, er muss stark sein. Ob es darum geht, Erwachsenen zu sagen, dass sie für ihre Kinder stark sein müssen, Kindern, dass sie für die Erwachsenen stark sein müssen oder jede andere Variation, sag es einfach nicht! Die Menschen machen sich schon selbst genug Druck stark zu sein, eine bessere Botschaft wäre sie wissen zu lassen, dass es okay ist, ihre Gefühle auszudrücken und sich eine Auszeit zu nehmen, wenn sie in diesem Jahr eine benötigen.
Verschwinden. Es ist toll, wenn du deinen Freund während der Feiertage unterstützt. Vergiss aber nicht, die Unterstützung auch darüber hinaus aufrecht zu halten. Bleib in Kontakt und hilf weiterhin.
(Quelle: 8 Tips For Supporting A Grieving Friend This Holiday)
Was ist deine Erfahrung? Wenn du selbst einen lieben Menschen verloren hast, teile gerne in den Kommentaren, was dir von Freunden hilft oder geholfen hat. Wenn du selbst einer dieser Freunde bist, teile auch gerne, wie du mit der Trauer umgehst und was vielleicht deine Herausforderungen sind.
Foto: Ondřej Lipár
Schön geschrieben.
Mein Sohn 20 verstarb plötzlich Anfangs Novemer 2017.
Es wird anders sein, immer anders sein…
Das feiern fällt mir schwer. Mein jüngerer Sohn
ist auch sehr traurig. Erste Weihnachten ohne seinen Bruder. Der Alltag ist schon schwer genug.
Leider hab ich die Erfahrung gemacht, in meiner Trauer völlig im Stich gelassen worden zu sein.
Da ich die Trauer erlebt habe und auch nach Jahren erlebe, wollte ich es besser machen.
Leider sind viele nicht bereit sich zu öffnen, reagieren nicht auf Nachfragen, Einladungen, Spaziergängen mit den Hunden, …. Telefonate werden wenn überhaupt, nur kurz gehalten. Meine Erfahrung ist – man wird abgewürgt, nicht heran gelassen.
Es sind nicht immer die Angehörigen von Verstorbenen die falsch behandelt werden. Freunde werden egal mit welchen Versuchen sie kommen – abgeblockt und fern gehalten.
Es wird keine Nähe zugelassen.
Es ist schwierig für BEIDE Seiten !
Eine Freundin verlor ihren Mann an plötzlichen Herzstillstand. Der Mann war immer sehr schwierig und hinterlies seiner Frau nur Kummer, Sorgen und irrsinnig hohe Schulden, die er immer verheimlicht hat.
Ich hatte der Freundin einen Aschenanhänger geschenkt.
Den hatte ich dem Beerdigungsinstitut geschickt, damit sie ihn mit Asche befüllen und das Beerdigungsinstitut übergab ihr den Yin/ Yang Anhänger.
Sie waren 42 Jahre verheiratet, waren ein Team, gehörten zusammen und doch waren sie so verschieden. Das Zeichen fand ich sehr passend.
Ich schrieb einen liebevollen Brief dazu.
Wochen später meldet sich die Freundin, (bis dahin blockte sie JEDEN Kontaktversuch) , sie wüsse nicht was sie damit anfangen solle.
Ich sagte ihr ; Schrei ihn an, schlag ihn, zertritt den Anhänger, wir ihn in den Fluss, ..egal was und wie dir zu Mute ist – TUE ES !
Seit Januar versuche ich Kontakt zu halten, werde nur abgeblockt, abgewürgt. Gelegentlich kommt eine kleine Antwort auf eine Messenger Nachricht. Heute hat sie zu einem Essen zugesagt, was mich seeehr glücklich macht.
Ich verstehe, dass jeder SEINE Art von Trauer, Zeit für Verarbeitung hat und braucht.
Aber es ist schwer, stets auf Abstand gehalten zu werden, egal welche Mühe man sich gibt.
Man weiss mit der Zeit echt nicht mehr, was man tun soll, ist man lästig wenn man sich ständig meldet ??? Das hab ich dann auch mal in einem Brief an sie formuliert.
Das ich hilflos und ratlos bin und nicht mehr weiss, was richtig und was falsch ist.
Auch darauf gab es NIE eine Antwort.