In der Trauer “steckenbleiben” – Passiert das überhaupt jemals?

In der Trauer steckenbleiben

Wenn ich Menschen erzähle, was ich mache, entstehen oft interessante Gespräche über Trauer und Tod. Ich erkläre dann häufig, wie ich die Trauer sehe, dass sie ganz individuell ist, Zeit braucht und dass es auch um die Verbindung zum Verstorbenen geht. Dabei fällt mir auf, dass viele Menschen, die sich bisher weniger damit auseinandergesetzt haben, mir dann zustimmen, zugleich aber sehr schnell darauf hinweisen, dass man schon aufpassen muss, nicht in der Trauer steckenzubleiben. Ich wurde auch schon gefragt, wie ich damit umgehen würde, wenn jemand zum Beispiel nach einem Jahr immer noch nicht die Kleidung des Verstorbenen aussortiert hat. Schließlich wäre das doch schon ein Zeichen, dass da etwas nicht stimmt.

Diese Idee, man würde irgendwie automatisch steckenbleiben, wenn man nicht schnell genug wieder am Leben teilnimmt, alle Gegenstände aussortiert und vielleicht den Ehering abgelegt hat, scheint weit verbreitet. Mir kommt sie vor wie ein tief sitzender Glaubenssatz in unserer Gesellschaft, der so klar erscheint, dass man ihn nicht hinterfragt. Deshalb möchte ich genau das heute tun. Ich glaube nicht daran, dass Menschen in der Trauer feststecken bleiben. Ich habe jedenfalls noch keinen getroffen. Ich glaube vielmehr, dass genau dieser Gedanke und diese Angst davor, dass das passieren könnte, dazu führen, dass der Trauer nicht genügend Raum gelassen wird. Wenn wir sagen, dass die Trauer ihre eigene Zeit braucht und gleich im nächsten Atemzug erwähnen, dass man aber dringend aufpassen muss, dass man bloß nicht feststecken bleibt, dann führt das dazu, dass die Trauer ihre Zeit nicht bekommt. Ratschläge wie “Sie hätte doch auch nicht gewollt, dass es dir schlecht geht”, “Ach du bist ja noch so jung, du musst jetzt nach vorne schauen, du hast dein Leben doch noch vor dir” oder “Mensch, geh doch mal wieder raus unter Leute” liegen da sehr nah. Mir haben sie jedenfalls zu keiner Zeit weitergeholfen. Das einzige, was mir in der Trauer wirklich geholfen hat, war trauern. Während ich getrauert habe, konnte ich gar nicht steckenbleiben, auch wenn es für viele von außen sicherlich so ausgesehen haben mag.

Wer sind wir, zu beurteilen, dass jemand in der Trauer untergeht, nie mehr vorwärts gehen wird, nur weil im Kleiderschrank noch die Klamotten der verstorbenen Frau hängen? Und was wäre eigentlich so schlimm daran, wenn wir eine Weile lang nicht vorwärts gehen? Warum muss immer alles möglichst schnell, nach vorne gerichtet und irgendwie planbar sein? Ich jedenfalls vertraue der Trauer. Sie weiß schon, was sie braucht und wir wissen tief in uns auch immer, was wir brauchen. Jeder von uns. Wir müssen allerdings anfangen, uns selbst wieder zuzuhören und ernst zu nehmen. Ich behaupte mal, das gelingt schlechter, wenn wir damit beschäftigt sind, bloß nicht in der Trauer steckenzubleiben. Die Trauer selbst ist eine Fähigkeit unserer Seele, unserer Psyche, um mit Verlusten umzugehen. Sie ist immer nach vorne gerichtet und zugleich braucht sie Phasen, in denen wir zurück blicken. Es ist wichtig und hilfreich, sich anfangs immer wieder mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen, es auch immer wieder zu erzählen. Wie sonst soll unser Gehirn, sollen unsere Psyche und unsere Seele begreifen, was da passiert ist?

Umgekehrt ist es natürlich genauso wenig “falsch”, wenn jemand sehr schnell wieder das Bedürfnis hat, voll am Leben teilzunehmen oder nach wenigen Wochen alle Gegenstände des Verstorbenen aussortiert. Trauer ist einfach komplett individuell, es gibt weder “richtig” noch “falsch” und eben auch kein “steckenbleiben”. Wenn ihr das nächste Mal jemandem raten wollt, dass er mehr nach vorne gehen muss, weil er sonst nie mehr aus seiner Trauer herauskommt, haltet also bitte einen kurzen Moment inne und fragt euch, wo das her kommt und ob es wirklich wahr ist. Ich hätte früher sicher ähnlich schnell darauf hingewiesen und wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann hatte das etwas damit zu tun, dass ich es selbst nicht gut ertragen hätte, einen lieben Freund oder eine Freundin so lange leiden zu sehen.

Wie siehst du das? Kennst du jemanden, der in seiner Trauer wirklich steckengeblieben ist? Ich bin gespannt auf deine Meinung und Erfahrung dazu.

 

   
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10 Antworten

  1. Hallo

    Ich habe 2007 meinen Onkel ,2012 meine Oma ,2014 meine Mama und Opa verloren.
    Bei meiner oma und Onkel bin ich schuld am Tod.
    Bei der Oma weil ich nicht zu ihr gefahren bin,wie es ihr so schlecht ging und bei meinem Onkel weil ich aus meiner Vergangenheit etwas wissen wollte.
    Es fällt mir immer noch schwer über die Todesfälle zu reden. Wie meine Mama noch gelebt hat war es einwenig einfacher,jetzt wo sie Tod ist.
    Ist es für mich viel schwerer. Habe keinen mehr aus der Familie. Zwar habe ich noch einen Bruder und eine Schwester die wohnen zu weit weg. 2013 bin ich umgezogen wegen der Liebe und da kenne ich nur die Familie von meinem Partner. Meine beste Freundin wohnt 1 1/2 Stunden entfernt. Also ist da keiner mehr. Ich bin ein Mensch der das mit sich selbst aussmacht.

    1. Liebe Sabrina,
      ich weiß gar nicht richtig, wie ich Dir antworten soll. Bin ja auch selbst nur Leserin dieses Blogs. Deine Worte und dass Du Dir die Schuld am Tod Deiner Oma und Deines Onkels gibst, haben mich sehr berührt!! Gern würde ich Dir jemanden zum Reden ans Herz legen!
      Fühl Dich ganz lieb umarmt!
      Andrea

    2. Hallo Sabrina,
      ich danke dir für deinen Kommentar. Es tut mir sehr leid, dass du so viele Verluste hintereinander erleben musstest. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwierig ist, damit umzugehen. Auch das Gefühl, nun ganz alleine zu sein, ohne Familie.
      Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie sehr dich vor allem auch die Schuldgefühle belasten. Es ist ein großer Schritt, sie hier zu äußern.
      Ich kann mich Andreas Kommentar nur anschließen, dass ich dir sehr wünsche, dass du jemanden zum Reden findest. Ich wünsche dir Menschen in deinem Leben, die für dich da sind. Seien es Freunde oder (und) auch professionelle Helfer. Du musst das alles nicht mit dir alleine ausmachen. Du darfst auf diesem schwierigen Weg Hilfe und Unterstützung annehmen. Gerne biete ich dir auch meine Unterstützung an, wenn du es möchtest.
      Alles Gute für dich
      Silke

  2. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass trauern so lange dauert, bis es irgendwann weniger wird. Und irgendwann ist dann im Herzen Platz für Trauer und für Freude, und das unfassbarer Weise, gleichzeitig. Und irgendwann wird die Trauer weniger und die Freude wieder mehr. Steckengeblieben bin ich damals, als ich mir das Trauern nicht erlaubt habe, sondern über meinen Schmerz gegangen bin und weiter funktioniert habe, viele Jahre.

    1. Liebe Angela,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, Trauer dauert genau so lange wie sie dauert. Ich habe es auch so erlebt, dass tatsächlich alles gleichzeitig im Herzen Platz finden kann. So viele Gefühle auf einmal, das kann manchmal auch ganz schön überwältigen.
      Ich vermute auch, dass das Steckenbleiben meist dadurch passiert, dass die Trauer gar nicht da sein darf. Deshalb wünsche ich mir so sehr, dass es mehr Raum für Trauer in unserer Gesellschaft geben mag, damit das gar nicht mehr so sein muss.
      Alles Gute für dich
      Silke

  3. Ich hoffe, dass in den (gutgemeinten, aber trotzdem doofen – denn das Gegenteil von „gut“ ist „gutgemeint“) Ratschlägen, nicht steckenbleiben zu dürfen, irgendwie irgendwo ganz im Kern sehr gut versteckt die Botschaft liegt, die du in einem anderen Artikel erwähnt hast: Und zwar dass man sich auch selbst „erlauben“ darf, nicht nur der trauernde Mensch zu sein. Dass man sich erlauben darf, auch lustige Abende zu verbringen. Dass man auch noch als vollständiger Mensch wahrgenommen wird (und auch einer sein darf, wenn man das möchte), auch wenn man sich alles andere als vollständig fühlt.
    Ich glaube, es ist sehr schwierig, für die jeweils andere Sichtweise Verständnis zu zeigen – vor allem wenn die andere Sichtweise mit „Ich verstehe dich ja in deiner Trauer ja, aaaaber…“ anfängt. Trotzdem habe ich immer die Hoffnung, dass das Gegenüber mit den Ratschlägen zum Steckenbleiben tatsächlich in erster Linie ausdrücken möchte: „Ich sorge mich um dich – ich mache mir Gedanken zu deiner Trauer – ich möchte dir helfen, dass es dir besser geht“ (Auch wenn man in dem Moment seinem Gegenüber am liebsten auf die Nase boxen möchte).
    Vielleicht ist es also sehr wichtig, bei all diesen gutgemeinten Ratschlägen den Ratschlaggebenden zu vermitteln: Danke, dass du dich um mich und meine Trauer sorgst. Es geht nur eben in der Trauer in erster Linien nicht ums Besser- und Vorwärtsgehen – sondern um das Trauern an sich. Denn: Woher sollen es die anderen wissen, wenn sie nicht selbst solche Erfahrungen gemacht haben? Deshalb ist es gut, dass auf dieser Seite auch die „Angehörigen der Angehörigen“ Antworten auf ihre Fragen erhalten!

    Beim Lesen ist mir dieser Satz aufgefallen: „Sie hätte ja auch nicht gewollt, dass es dir schlecht geht“. Ich weiß, dass ich genau diesen Satz auch gesagt habe. Erschütternd oder?
    Aber ich weiß auch, dass nach stundenlangen Gesprächen in der ersten Schockphase darüber, dass man sich nie wieder freuen darf, dass man es dem anderen schuldig ist, für immer traurig zu sein, dass man das Andenken verletzt, wenn man lacht,… dass man als Gesprächspartner dem trauernden Menschen genau das sagen möchte: Doch, du darfst das, wenn du das wieder möchtest – und du darfst es sicherlich auch im Namen des Verstorbenen, denn dein Lachen hat ihn glücklich gemacht.

    1. Liebe Nat,
      danke dir für deinen ausführlichen Kommentar! Jaa doch das hoffe und denke ich auch, dass in diesen Ratschlägen immer etwas Gutes verborgen liegt. Es geht auch nicht darum, zu sagen: Jeder, der Ratschläge gibt, ist doof. Oder sowas. Ich glaube, es kommt eben immer darauf an, wie man es sagt, inwiefern man dann zuhört oder eben einfach nur den Ratschlag raushaut und hofft, dass es dann damit gut ist.
      Mir ist das eben gerade in letzter Zeit aufgefallen, wo es dann eher um die Trauer im Allgemeinen oder meine Arbeit als Trauerbegleiterin ging. Also gar nicht um mich, gar nicht als Aufmunterung für mich gemeint oder so. Deshalb hatte ich das Bedürfnis, mit dieser Idee vom Steckenbleiben etwas aufzuräumen. Weil das wirklich so oft sofort kommt, wie als wäre es das gefährlichste überhaupt und man müsse alles tun, um das bloß zu vermeiden, das Steckenbleiben. Und zwar möglichst vom ersten Tag an. Und wie gesagt glaube ich, dass das eben verhindern kann (nicht muss), dass der Betroffene trauert und sich seine Zeit nimmt.
      Ich finde es gut und wichtig, dass du auf die „andere Seite“ aufmerksam machst, auf die der Ratschlaggebenden. Wie gesagt ging es mir gar nicht darum, sie schlecht zu machen. Es ist total schwierig, für beide Seiten. Und ja, genau deshalb schreibe ich das und versuche aufzuklären. Auf jeden Fall stimme ich dir zu, dass es total gut wäre, immer offen zu kommunizieren. Das blöde ist halt, dass das manchmal so schwierig ist wenn man gerade am Boden liegt und nicht weiß, wie man den nächsten Tag überleben soll.
      Den Satz „Sie hätte ja auch nicht gewollt, dass es dir schlecht geht“ finde ich auch ansich gar nicht schlimm. Also vor allem finde ich ihn auch wahr, natürlich würde das keiner wollen. Manchmal wird es aber benutzt im Sinne von „Mensch, jetzt reiß dich mal zusammen“ und ein bisschen schwingt auch mit, dass der Verstorbene jetzt auch noch enttäuscht ist. Ich habe immer gedacht, dass Julian natürlich wollte, dass es mir gut geht und zugleich hätte er sehr viel Geduld mit mir gehabt. Es gibt halt leider keinen „Anschalter“ für gut gehen, deshalb finde ich diesen Ratschlag so schwierig. Er baut gefühlt Druck auf – zumindest war das bei mir so. Erschütternd, dass du das gesagt hast, finde ich es jetzt allerdings nicht.
      Liebe Grüße
      Silke

      1. Hallo Silke, Hallo Nat,
        ich möchte zu dem Satz „Sie hätte ja auch nicht gewollt, dass es dir schlecht geht“ noch einen weiteren Gedanken beitragen. Bei mir ist es nämlich so, dass ich mir das selber sage. Wenn die Trauer besonders dominiert, wenn ich keinen Satz herausbringe, wenn ich nur Weinen kann, wenn alles was ich mache nur wieder zu neuem Weinen führt. Dann irgendwann sitze ich nur so da, erschöpft, verzweifelt. Trostlos. Und dann kommt dieses Bild: Ich sehe mich aus der Vogelperspektive dort sitzen und erkenne plötzlich, dass ich es gar nicht bin! Es ist meine Frau, die dort sitzt. Sie trägt schwarz, sie in Trauer. Sie hat MICH verloren! Und ist völlig verzweifelt und allein. Ich mag sie so nicht leiden sehen, so ausweglose Gedanken. Dann berühre ich behutsam ihre Schulter und flüstere ihr zu: „Du sollst weinen. Nimm Dir Zeit. Es tut Dir gut. Und mir tut es gut, denn so sehe ich, wie groß Deine Liebe ist. Du weinst für uns beide, es ist ein großes Geschenk. Fühle, was das Weinen mit macht. Wie es kommt, Dich übermant. Wie intensiv Du mich fühlst. Fühle den Schmerz des Verlustes. Lass Deinen Gedanken freien Lauf. Lass Deiner Stimme freien Lauf, lass es einfach geschehen. Wenn das Weinen geht, lass es ziehen. Wenn es Dir eine Pause gönnt, dann gönne Dir auch etwas Gutes: Trink etwas, geh etwas auf und ab, einen Schokoladenkeks. Hör in Dich hinein, was Dir jetzt gut täte, Du hast es verdient. Wenn das Weinen wiederkommt, lass es zu. Versuche, ganz bei Dir zu sein und diese Augenblicke zu erLEBEN. Es ist jetzt die Zeit des Trauerns. Aber ich verspreche Dir: Irgendetwas wird es geben, dass Dich lächeln lässt, und noch etwas mehr Lächeln. Dann wirst Du an mich denken. Dann wirst Du eine innere Ruhe und Gelassenheit spüren. Du wirst etwas erschöpft sein. Und Du wirst mich wieder ganz tief in Deinem Herzen spüren. Dann wird die Einsamkeit wieder vertrieben sein. Etwas Tatendrank wird sich in Dir melden. Es ist überstanden.“ Wenn ich als Trauernder solche Momente zulassen, spüre ich, dass ich hieraus unglaublich viel Kraft schöpfe, mit der ich viele Stunden des Tages mit nur leichten Schmerzen herumkomme, ja sogar auf eine Feier gehen kann. Oder über einen Witz lachen. (Sorry bisschen weit ausgeholt…) denn was ich sagen wollte: Nicht „Trauern“ = „Schlecht gehen“, sondern: Trauer unterdrücken, nicht zu lassen, weinen als unangenehm, vielleicht sogar peinlich oder zu viel oder zu laut oder, oder, ode. Das ist schlecht gehen!! Heute morgen saß ich stundenlang in einem Straßenkaffe und habe mit einem geistig Behinderten Menschen Faxen gemacht und herrlich gelacht, auf dem Nachhauseweg kamen mir schon die Tränen und es ging bis gerade eben, dann kam der Tatendrang und ich fand diese Stelle, wo ich ihn in Form eines Betrages nachkommen konnte. Im Moment geht es mir …(wir sind ja unter uns, da kann ich es ruhig sagen 😉 GUT. Aber das wird nicht so bleiben. Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, dann würde ich am Liebsten sagen: Gut, denn ich kann trauern!

  4. Dieser Beitrag war mein Einstieg in deinen Blog. Vielen Dank dafür, denn du bringst es auf den Punkt. Trauer ist nicht nur „entweder oder“, „ganz oder gar nicht“. Es ist so viel Raum zwischen diesen beiden Extremen. Ich versuche immer, das auch meinem Umfeld zu erklären, aber es ist oft schwer das anschaulich zu beschreiben. Jetzt habe ich einen guten Ansatz und vielleicht die richtigen Worte dafür. Ich danke dir!

  5. Sehr schön beschrieben und genau so ist es liebe Silke!
    Ich habe vor knapp 3Jahren meinen Lebensgefährten verloren. Dieser Mann hatte eine enorme Bedeutung für mich. Dementsprechend war/ist der Schmerz. Zu der tiefen Trauer kamen noch Wut und Hass gegenüber anderen Personen hinzu, die unmittelbar nah dran waren. (Bestatter, Familienangehörige meines Lebensgefährten) Die Trauerbegleiterin sagte mir, dass ich in der Trauer stecken bleiben würde und psychologische Hilfe benötigen würde. Meinen Schmerz, Wut und Hass konnte mir wirklich keiner erleichtern- im Gegenteil! Wenn ich den Psychologen verließ, so ärgerte mich über eine weitere Person- nämlich über diesen Psychologen. Somit schottete ich mich von allem ab, was angeblich helfen soll.
    Die Trauer veränderte sich langsam und mir geht es inzwischen viel besser. Die Wut und der Hass sind sogar fast verschwunden. Es war die Stille, das Inne halten, die Gedanken zu zulassen und auch zugelassen habe ich mein Trauer- Gedankenkarusell. Ach ja: Und einen sehr einfühlsamen Priester hatte ich an meiner Seite. Dieser Mann hat mir auch sehr geholfen. Ich habe aus meiner Erfahrung gelernt, dass sich wenige Menschen in einen Trauernden hinein fühlen können und das die wenigsten Menschen wirklich trauern. Trauer darf nicht sein. Deshalb werde ich mich ganz besonders sensibel verhalten wenn ich einem trauernden Menschen begegne. Weil ich weiß, welch ein Schmerz dieser Zustand bereitet.

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