In der Trauer habe ich gelernt, wie intensiv Gefühle sein können. Fast ist es wie eine neue Welt, als hätte ich zuvor gar keinen richtigen Zugang zur vollen Bandbreite der Emotionen gehabt. Scheinbar widersprüchliche Gefühle können plötzlich nebeneinander vorhanden sein. Dann erlebe ich ganz tiefe Freude und ebenso tiefe Traurigkeit gleichzeitig. Natürlich sind es vor allem die so genannten negativen Gefühle, die uns die Trauer so schwer machen. Traurigkeit, Schmerz, Wut, Verzweiflung und Angst. Gerade am Anfang überschatten sie oft alles andere. Sie tun furchtbar weh, wir wollen sie nicht fühlen, am liebsten wollen wir sie einfach wegmachen. Es scheint so unglaublich ungerecht, dass wir das alles nun ertragen müssen. Immer wieder habe ich nach einer Abkürzung gesucht. Doch die Wahrheit ist: Es gibt keine Abkürzung, keinen Weg an den schmerzhaften Gefühlen vorbei. Das einzige, was diese Gefühle wollen, ist gefühlt werden. Das klingt so einfach und zugleich ist es so wahnsinnig schwer, sich darauf einzulassen.
Gefühle sind Herdentiere
Natürlich können wir uns eine Weile lang entscheiden, die Gefühle nicht zu fühlen. Wir können uns ablenken, weglaufen, unsere Emotionen betäuben. Das Ganze hat allerdings einen großen Haken. Eine Freundin hat es einmal gut auf den Punkt gebracht: Gefühle sind Herdentiere. Ja, genau, die Freude ist keine Einzelgängerin. Du kannst nicht alle negativen Gefühle wegsperren und die Freude als einziges fühlen wollen. Ganz oder gar nicht. Entweder du verschließt dich vor allen Emotionen oder du fühlst sie alle. Ich habe es selbst so erlebt, dass es immer wieder Phasen gab, in denen ich einfach gar nichts mehr fühlen konnte. Die totale Leere, ein Gefühl, komplett abgeschaltet zu sein. Für mich ist es schlimmer als jede Traurigkeit, Wut oder Angst.
Damit möchte ich nicht sagen, dass es nicht Zeiten geben darf, in denen die Gefühle einfach zu viel sind, in denen wir es einfach nicht anders aushalten können, als dadurch, dass wir uns davor verschließen. Oder in denen wir eben keine andere Wahl haben als zu funktionieren und das Fühlen auf später zu verschieben. Auch das ist völlig ok. Ich möchte nur, dass du dir darüber bewusst wirst, dass durch das Verdrängen von negativen Gefühlen auch keine Freude, kein Glück möglich ist. Vielleicht erscheint dir das im Moment sowieso so weit entfernt, dass du dir nicht vorstellen kannst, so etwas überhaupt jemals wieder empfinden zu können. Ich kann nur wieder versuchen, dir aus meiner eigenen Erfahrung heraus Hoffnung zu machen und dir versichern: Es ist möglich. Du wirst wieder Freude empfinden.
Raum für die Trauer schaffen
Wir sind es in unserer sehr auf den Verstand bezogenen Gesellschaft kaum noch gewohnt, Gefühle zu fühlen und auszudrücken. Am Anfang, kurz nach dem Tod unseres geliebten Menschen, erhalten wir vielleicht noch Raum dafür. Doch irgendwann, meist viel schneller als wir dazu bereit sind, geht es wieder darum, zu funktionieren. Auf der Arbeit, für die Kinder, in der Gesellschaft allgemein. In unserem Alltag scheint oft kein Platz für unsere Emotionen. Vielleicht kennst du das Gefühl, dass sich in dir etwas anstaut, eine innere Unruhe, vielleicht körperliche Symptome. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich dir erzählen, dass es mir immer wieder geholfen hat, mich bewusst all der schmerzhaften Gefühle auszusetzen und sie komplett zu fühlen. Ich habe mich dann auf meine Couch, einen sicheren und ungestörten Ort, zurückgezogen und Bilder von Julian angesehen. Schon ziemlich am Anfang habe ich eine Playlist angelegt mit Liedern, die uns beide verbinden und die mich beim Anhören immer wieder förmlich zerrissen haben. Genau diese Lieder habe ich dann gehört und versucht, alles zuzulassen, was da kommt. Vor allem die Tränen kamen so bei mir in den Fluss. Heute kann ich die Lieder übrigens hören und dabei oft tiefe Freude und Dankbarkeit empfinden. Wenn ich merke, dass Traurigkeit da ist, nutze ich sie aber auch weiterhin, um die Tränen in den Fluss zu bringen.
Wenn du einen geliebten Menschen verloren hast, muss ich dir sicher nicht sagen, wie unglaublich anstrengend es ist, den Schmerz zu fühlen und aus tiefster Verzweiflung zu weinen. Es zerreißt uns, manchmal schreit unser ganzer Körper vor Schmerz. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass es nach solch intensiven Stunden, dann, wenn wir die Tränen und den Schmerz zulassen, auch wieder Erleichterung geben darf. Es ist wie ein Durchatmen. Die Gefühle sind für den Moment gefühlt und jetzt darf es einige Momente, vielleicht Stunden oder sogar Tage, etwas leichter sein. Wenn mich heute die Traurigkeit besuchen kommt, dann heiße ich sie willkommen. Ich gebe ihr Raum, suche mir einen sicheren Ort und lasse die Tränen zu. Ich weiß, dass sie mir nichts tun wird. Sie möchte einfach bloß gefühlt werden. Also fühle ich sie ohne zu versuchen, sie schnell wieder loszuwerden. Und es ist wirklich so: Genau dadurch geht sie meist ziemlich schnell wieder vorbei. Ich würde es dir hier nicht schreiben, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. Denn ich finde es eigentlich mehr als nervig, wenn mir immer wieder sowas gesagt wird wie: “Versuche doch einfach mal, es nicht weghaben zu wollen, dann geht es von alleine.” Und es ist überhaupt nicht einfach, ganz und gar nicht. Aber es ist wahr, jedenfalls ist es das, was ich erlebe.
Platz für deine Trauer und deine Erfahrungen
Ich würde dich nun gerne einladen, deine eigenen Erfahrungen mit dem Fühlen der Gefühle zu teilen. Und vielleicht sogar ein wenig damit zu experimentieren. Kannst du dir vorstellen, deiner Trauer einen Zeitraum und einen Platz in deinem Alltag zuzuweisen? Vielleicht einmal die Woche? Einen Zeitraum, in dem du dich bewusst aus dem Alltag zurückziehen und deiner Trauer zuwenden kannst? Ohne wegzulaufen, ohne nach einer Abkürzung zu suchen? Nutze gerne die Kommentare, um deine Erfahrungen mit anderen zu teilen oder schreibe mir eine Email, wenn dir das lieber ist.
Foto: LMAP
LiebeSilke,
bei sind es jetzt 14 Monate und 11 Tage ohne meinen Liebsten, meinem Gefährten.
Und ich erlebe, dass die Umwelt glaubt, ich sei nun bereit für die Welt da draussen, oder sollte es sein.
Wenn ich mich in die Welt der anderen begeben habe ( so sehe ich es , denn meine Welt steht irgendwie noch immer) dann brauche ich , wie du, meine Couch, unsere Wohnung hier und muss allein sein.
Allein und einfach traurig. OHne mich verstellen zu müssen, was manches Mal so anstrengend ist und die anderen nicht bemerken, nicht dran rühren wollen.
Und manches Mal, wenn mich das Alleinsein aber auch so erstickt, der Schmerz nicht hochkommen will, dann gehe ich raus, raus in die Natur…. Stille …. die dann manchmal auch in mir aufsteigt und ich mich ihm so nah fühle für kurze Zeit… Zwiesprache halten kann mit ihm…..
Warmer Abendgruß
M.
Liebe Martina,
danke dir für deinen Kommentar.
14 Monate, das ist noch gar keine lange Zeit für so einen schweren Verlust wie du ihn erlebt hast. Ich weiß, was du meinst. Für die anderen geht das Leben schneller weiter, während unseres noch stehenbleibt oder im Zeitlupen-Modus feststeckt.
Ich kann so gut nachempfinden, was du schreibst. Sich verstellen müssen ist unglaublich anstrengend. Es braucht dann oft das alleine sein, aber auch das ist wieder anstrengend, auf eine andere Art. Die Natur ist ein wunderbarer Ort, um uns selbst und auch unseren geliebten Verstorbenen näher zu kommen. Dort müssen wir uns nicht verstellen, wir dürfen ganz wir selbst sein.
Es ist ok, nach 14 Monaten noch nicht wirklich bereit zu sein für die Welt da draußen. Egal, was die anderen denken, es ist ok. Trauer braucht Zeit. So lange sie eben braucht.
Ich sende dir eine liebe Umarmung
Silke
Danke dir Silke.
Ich stelle immer wieder fest, wie wohl es tut, sich von Menschen verstanden zu wissen,
die auch einen Verlust erlitten haben.
Durch verwitwet .de habe ich auch ein paar Kontakte, die wohltuend sind.
Und hier , dein Blog ist auch eine Hilfe.
So liebesvolles Verstehen, klue Gedanken….
Ich bin sicher:
„Die Liebe bleibt“
Eine warme Umarmung auch für dich!
von Martina
Liebe Martina,
oh es freut mich sehr zu lesen, dass dir mein Blog eine Hilfe ist und du dich hier verstanden fühlst. Die Liebe bleibt definitiv, wohin sollte sie auch gehen .. Sie wird immer in deinem Herzen sein.
Ich umarme dich zurück und wünsche dir alles Liebe
Silke
Liebe Silke, Deine Zeilen sprechen mir so aus dem Herzen.
Unsere Jasmina Soraya Fondation begleitet Familien, die ein Kind „verloren“ haben und für dieses Jahr habe ich ganz bewusst das Motto „LEBE DEINE EMOTIONEN“ gewählt. Ich selbst durfte lernen, dass die Brücke des Schmerzes direkt zur unendlichen Liebe führt und mich für immer mit meinem Kind verbindet. 💖 Herzensgrüsse aus der Schweiz, Sabine Shah, Gründerin Jasmina Soraya Fondation
Liebe Sabine,
vielen herzlichen Dank für deine lieben Worte. Was für ein schönes Motto ihr gewählt habt und wie schön formuliert: Die Brücke des Schmerzes führt direkt zur unendlichen Liebe 💖
Ich habe mir gerade eure Seite angeschaut. Wow, sie ist so liebevoll gestaltet. Wie schön, dass ihr so wertvolle Arbeit leistet und den Familien so zur Seite steht. Ich wünsche euch weiterhin alles Gute für eure Projekte!
Herzliche Grüße
Silke
Ich bin seid 6 Monaten März 16 allein zu erst war die Trauer auszuhalten seid 2 Wochen bin ich im loch bin Dauer trurig körperlich tut mir alles weh ich konnte schreien wan wirds bloß wider auszuhalten den Schmerz ertragen ok aber dauerschmerz bringt mich um bin für nichts ansprechbar weil mir auch alles weh tut.
Es tut mir sehr leid, dass es für dich gerade kaum auszuhalten ist. 6 Monate, das ist noch gar keine lange Zeit. Auch bei mir war zu dem Zeitpunkt der Schmerz oft überwältigend und ich wollte einfach nur, dass er endlich aufhört. Ich konnte gar nicht glauben, dass es irgendwann besser werden würde. Es ist ein so schwieriger Weg durch diesen Schmerz der Trauer. Ich kann dir nur versuchen, ein kleines bisschen Hoffnung zu machen und dir erzählen, dass der Schmerz bei mir irgendwann doch erträglicher wurde, auch wenn ich nicht damit gerechnet habe. Ich habe mir damals viel Unterstützung gesucht – Therapie, Trauergruppe, Trauerbegleitung. Nichts davon konnte den Schmerz „wegzaubern“, aber geholfen hat es mir im Endeffekt dann doch. Wenn so gar nichts mehr geht, wäre es vielleicht auch eine Überlegung für dich?
Ich wünsche dir viel Kraft und von Herzen ein paar leichtere Tage, in denen du ein wenig durchatmen kannst.
Hallo Silke,
es tut so gut deine Zeilen zu lesen. Genauso wie du es beschreibst, fühlt sich dieser Schmerz an. Die Traurigkeit stülpt sich einfach über mich. Bei mir sind es erst fast 4 Monate. Ich möchte diesen Schmerz nicht, und kann ihm doch nicht entfliehen. Kannst du mir sagen, wie lange es so heftig ist?
Kann ich es mir etwas leichter machen, in dem ich die Erinnerungen an meinen Mann weg stelle? Aber eigentlich fühlt es sich so an als wenn ich 30 Jahre weg rationalisiere, als hätte ich die nicht gelebt.
Yvonne
Ganz herzliche Grüße an alle, die wir in lauter Trauer verbunden sind. Mein herzallerliebster Mann ist jetzt zwei Jahre und einen Monat tot. Andreas wurde knapp 55 Jahre alt. Fünf wunderbare erwachsene Kinder und eine Enkelin von einem Viertel Jahr begleiteten ihn zu Hause in einen sanften Tod, die seine krankheut kontrastierte.
Wir mussten dieses Nadelöhr passieren mit ihm. Aber wirklich passieren musste er es alleine und wußte vorher, dass unser Trauer groß sein würde. Nun ist sie da, diese riesige Trauer. Nicht weg zu denken oder aus zu radieren . Nicht weglaufen nutzt oder andere gelernte Mittel der Wahl, sich zu beschäftigen. Was ich nie im Leben tat, mache ich jetzt: ich lasse mich hängen, wenn mir danach ist, mir der Gewissheit, dann doch aufzustehen und etwas zu tun. Sinnvolles, Schönes, Nützliches oder auch einfach „nur“ irgendwas. In jedem Falle ist es dann für MICH. Ganz bewußt. Der Schmerz ist immer dabei, wird als Wunde verbleiben. Spürbar. Erträglicher…
In Liebe ließen wir Andreas ziehen und bewahren unsere Liebe zu ihm und uns.
32 Jahre sind miteinander sind der Schatz der Vergangenheit und Boden für eine zukunftsweisende Haltung…..
Möge es uns Kraft geben.
Liebe Grüße in unbekannter Verbundenheit.
Ute
Ganz herzliche Grüße an alle, die wir in lauter Trauer verbunden sind. Mein herzallerliebster Mann ist jetzt zwei Jahre und einen Monat tot. Der Liebe wurde knapp 55 Jahre alt. Fünf wunderbare erwachsene Kinder und eine Enkelin von einem Viertel Jahr begleiteten ihn zu Hause in einen sanften Tod. Wir mussten dieses Nadelöhr passieren mit ihm. Aber wirklich passieren musste er es alleine und wußte vorher, dass unser Trauer groß sein würde. Nun ist sie da, diese riesige Trauer. Nicht weg zu denken oder aus zu radieren . Nicht weglaufen nutzt oder andere gelernte Mittel der Wahl, sich zu beschäftigen. Was ich nie im Leben tat, mache ich jetzt: ich lasse mich hängen, wenn mir danach ist, mir der Gewissheit, dann doch aufzustehen und etwas zu tun. Sinnvolles, Schönes, Nützliches oder auch einfach „nur“ irgendwas. In jedem Falle ist es dann für mich. Ganz bewußt. Der Schmerz ist immer dabei, wird als Wunde verbleiben. Spürbar. Erträglicher…
In Liebe ließen wir Andreas ziehen und bewahren unsere Liebe zu ihm und uns.
Möge es uns Kraft geben.
Liebe Grüße in unbekannter Verbundenheit.
Ute
Danke dir, liebe Ute, für deinen Kommentar. Er hat mich sehr berührt. „Was ich nie im Leben tat, mache ich jetzt: ich lasse mich hängen, wenn mir danach ist, mir der Gewissheit, dann doch aufzustehen und etwas zu tun.“ Wow, so schön gesagt. Ich empfinde es mittlerweile als großes Geschenk, mir erlauben zu können, mich einfach hängen zu lassen wenn mir danach ist. Auch mal einfach nichts tun, die Wand anstarren, vor mich hin fühlen. Und ja, immer in dem Vertrauen, dass ich dann auch wieder aufstehen werde.
Alles Liebe für dich und deine Familie, viel Kraft weiterhin und viel Liebe
Silke
Ganz herzlichen Dank, Silke für deine immer wieder so spürbar trefflichen Worte.
Einen schönen Tag wünsche ich dir.
Herzlichst,
Ute
Hallo Silke.
Vielen Dank für deine Denkanstöße. Sie haben mir schon so oft geholfen. Meine Tochter Mia kam letztes Jahr am 28. April tot zur Welt. Völlig unerwartet und wie ein Donnerschlag, der mich hat erstarren lassen. Bis ich den funktionsmodus zum Trauer Modus umwandeln konnte hat Monate gedauert, mit vielen Irrwege und dumpfheit. Gefühle zu zulassen ist verdammt schwer und kostet so viel Kraft.
Ich habe schon länger das Bedürfnis mich einfach mal aus dem Alltag zurück zu ziehen und den Gefühlen Raum zu geben. Leider klappt es aus zwei Gründen nicht. 1. Die Angst davor was passieren wird, hauen meine Gefühle mich dann total um? 2. Die Zeit. Ich bin Mutter, Hausfrau, Ehefrau, Altenpflegerin mit ner 50% Stelle.
Da ist nicht mehr viel Zeit und Kraft da, den Raum zu schaffen.
Irgendwann werde ich mir diese Auszeit nehmen, wenn die zeit dafür reif ist.
Eine Frage hätte ich noch: wie schaffst du es diese Kraft aufzubringen und die Akkus wieder aufzuladen?
Vielleicht hast du ja einen Impuls für mich.
Danke dir.
Liebste grüße
Janine
Wow, dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Mein Papa hat uns vor genau einem Jahr völlig unerwartet verlassen. Ich habe mit Gefühlen zu tun, die ich noch nie so gefühlt habe…und mir kommt vor, als würden sie erst in den letzten Monaten wirklich kommen…
Ich kann auch den Kommentaren hier unten total folgen. Diese Angst davor, dass wenn ich die Gefühle zulasse, was dann sein wird? Werden sie mich „umbringen“? Ich hatte riesen Angst vor den ersten Weihnachten ohne ihm und dem ersten Jahrestag seines Todes. Wochen davor hatte ich schon alle möglichen Symptome…und nun habe ich es überlebt. Ich habe diese erste Weihnachtszeit wirklich überlebt.
Wut ist auch so ein Thema. Mein Vertrauensarzt, mit dem ich derzeit an meinen Gefühen arbeite, meint, dass ich die Wut zulassen soll. Aber da bin ich noch so am Anfang. Ich weiß gar nicht mal genau, was er damit meint. Aber bei unserer letzten Sitzung sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich wirklich aus meinem Gehirn wegrationalisiert habe. Ich bin wütend auf meine Freunde, die nicht mehr nachfragen oder einfach gar nichts mehr damit anfangen können, wie es mir eigentlich jetzt geht. Es tut gut, mit Menschen zu reden, die das gleiche Leid erfahren mussten. Da fühle ich mich verstanden. Auf die anderen bin ich einfach manchmal nur wütend und neidisch und zornig. Wow…da dürfte wirklich noch viel Wut dahinter stecken 🙂 Aber ich weiß ja auch, dass sie nichts dafür können, sie kennen das Gefühl einfach nicht.
Hast du vielleicht noch Tipps, wie ich meine anscheinend versteckte Wut, finden kann um sie auszuleben? Ich bin generell ein Mensch, der nie wütend war auf etwas, weil „das darf man ja nicht…“.
Ganz liebe Grüße, S.
Liebe Silke, lieber Blog,
in tiefer Dankbarkeit dafür, dass es Euch hier gegeben hat und weiter gibt, habe ich gerade noch einmal diesen für mich damals (wie heute) so wertvollen Artikel gelesen. Neben vielen anderen Worten hier, die mich in schwerer Zeit getragen haben, waren es vermutlich genau diese, die in mir auf tiefer Ebene ein Gefühl von verstanden werden haben entstehen lassen: alle Gefühle fühlen, sie wollen und dürfen gefühlt werden, fühl sie, fühl sie „einfach“. Dieser Blog hat mich auf eine Reise geführt, von der ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Und ich reise weiter.
Danke von Herzen, liebe Silke, lieber Blog,
Cornelia