Samsara, der Kreislauf des Lebens im Buddhismus, Jainismus, Hinduismus. Das Rad des Lebens im tibetischen Buddhismus. Medizinräder in indigenen Kulturen, Spirale des Lebens, Jahreskreisfeste unserer keltischen und germanischen Vorfahren. Die Bewegung unserer Erde um die Sonne und des Mondes um die Erde. Der wiederkehrende und doch nie exakt gleiche Ablauf der Jahreszeiten. Begegnungen und Rituale im Kreis. Auf meiner Reise der letzten Jahre bin ich immer wieder mit dem Symbol des Kreises, Rades und der Spirale in Berührung gekommen. Dabei ist mir aufgefallen, wie sehr sich mein Verständnis von Leben und Tod verändert hat. Früher habe ich Geburt und Tod als getrennt voneinander betrachtet. Das eine war am Anfang, das andere am Ende einer Linie, die das Leben selbst darstellte. Es schien dann auch zwei getrennte Fragen zu geben: Wo kommen wir her und wo gehen wir hin? Als wären es zwei separate Orte, die wenig miteinander zu tun haben. In meiner Kindheit hieß es immer, ich sei vor meiner Geburt noch im „großen Teich“ geschwommen. Irgendwie ging es also aus diesem großen Teich ins Leben und dann, ja wohin dann? Welches Ziel hatte das Leben? Den Himmel? Gott? Nichts?
Mit der Betrachtung des Lebens als Kreis fügen sich in meinem Bild diese beiden losen Enden zusammen. Im Kreis werden Geburt und Tod auf einmal eins. An einer Stelle werde ich geboren, von dort gehe ich durch mein Leben bis sich der Kreis mit meinem Tod schließt. Schließt oder erneut beginnt? Der Kreis, er hat kein Anfang und kein Ende. Ich kann mich an unterschiedlichen Punkten darauf befinden und doch ist zugleich alles miteinander verbunden. An dieser Stelle ist das Bild des Kreises für mich schon nicht mehr ausreichend. Denn aus meiner Sicht sind da viel mehr Verbindungen, das Leben und die Zusammenhänge lassen sich nicht in einem einfachen Kreis in 2D abbilden. Aber es reicht für eine erste Annäherung an das, was ich nur ansatzweise in Worten ausdrücken kann, wenn ich versuche über das Leben und den Tod zu sprechen.
Ich sehe ineinander verwobene Kreise, die ich zwar einzeln betrachten kann, die aber immer im Wechselspiel miteinander zu begreifen sind. Einer dieser Kreise hat sich für mich gerade geschlossen. Der Kreis meines 3. Lebensjahrzehnts. Und was für ein Jahrzehnt es war! Anstrengend, verlustreich, lehrreich, verändernd, öffnend, weitend, voller Liebe, anders als erwartet und zugleich genau so wie es sein konnte und sollte. Als hätte mein 30. Geburtstag auf einem anderen Zeitstrahl stattgefunden als der 40. während zugleich rückblickend alles stets aufeinander aufgebaut hat. Ein Kreis schließt und ein neuer öffnet sich. Und am Ende ist es doch auch nur der eine große Kreis, der alles beinhaltet und in dem nichts wirklich verloren geht.
Foto aufgenommen während der Veranstaltung „Der große Kreislauf“ bei uns in Friedberg. Ein Märchen vom Sterben-Leben. Das Buch gibt es hier. (Kostenlose Werbung von Herzen)