Darf ich vorstellen: Julian

Julian + Silke

Ich habe das lange nicht gemacht. Ein Bild von Julian zeigen. Also öffentlich. Hier auf dem Blog und auch in Zeitungen gibt es immer nur Bilder von mir und ich spreche von ihm. Ein Bild von ihm habe ich bisher nicht geteilt. Und auch gar nicht so sehr darüber nachgedacht. Es war mein Gefühl, dass ich mich hier zeige, dass es ja mehr um die Trauer geht und meine Erfahrung damit. Weniger um ihn. Und doch ist er natürlich immer dabei, ist er der Grund, weshalb ich das hier mache. Wäre er nicht in meinem Leben gewesen und dann so früh wieder gegangen, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mich dem Thema Trauer und Tod zu widmen. Und ich hätte vielleicht auch nie ein Buch geschrieben, jedenfalls nicht dieses. Er hat so viele Spuren in meinem Leben hinterlassen und unsere Begegnung hat so viel geändert.

Als ich kürzlich der BILD-Zeitung ein Interview gab, weil sie meine Geschichte drucken wollten, fragte die Journalistin mich natürlich nach einem Bild von Julian. Und ich wusste erst einmal nicht, ob ich das wollte. Ich hatte Angst, es könnte falsch verstanden werden. Als würde ich ihn irgendwie „benutzen“, ja geradezu verkaufen, wenn ich sein Bild hergebe. Bis mir aufgefallen ist, dass ich hier ein weiteres Tabu im Kopf hatte, fast ohne es zu bemerken. Als würde es sich nicht gehören, Bilder von Verstorbenen zu veröffentlichen. Aber warum eigentlich noch mal nicht? Ich wusste es selbst nicht so genau. Also habe ich ihn gefragt und nur sein Lachen wahrgenommen. Wir beide in der BILD-Zeitung, wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht?

So kann also heute ganz Frankfurt oder zumindest der Teil, der die lokale Ausgabe der BILD-Zeitung kauft, unser Bild bewundern. Und ich möchte es euch nicht vorenthalten. Das sind nun also wir beide. Damals, in Holland am Meer. Damals, als wir so glücklich waren. Damals, als die Welt noch ganz anders war als heute. Nicht besser oder schlechter, anders.

Vielleicht wunderst du dich, wie es dazu kam, dass nun ausgerechnet die BILD-Zeitung über mich berichtet. Und wieso ich das eigentlich mache. Ich möchte ein paar Worte dazu sagen, weil ich schon die ein oder andere sehr überraschte bis ablehnende Reaktion darauf bekommen habe. Die BILD-Zeitung. Ich persönlich lese sie nicht, aber ich lese ehrlich gesagt gar keine Zeitung. Ich möchte über Trauer sprechen, teilen, was ich erlebt habe, wünsche mir, dass es ganz normal sein kann, über den Tod zu reden. Als Teil des Lebens. Die BILD-Zeitung erreicht ganz viele Menschen. Und so freue ich mich sehr, dass auch dort das Thema, dass auch dort meine Geschichte aufgegriffen wird. Ganz wunderbar begleitet von einer sehr liebevollen Journalistin übrigens.

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3 Antworten

  1. Liebe Silke,

    genau das hätte ich an deiner Stelle auch getan: ich hätte ihn gefragt und dann nach meinem Gefühl entschieden. So ein fröhliches Bild, und du wirst auf diese Weise viele Menschen erreichen, die sonst vielleicht nicht erreichbar oder anders nicht sensibilisierbar sind – man muss das Blättchen ja nicht mögen :-).

    Liebe Grüße
    Conny

  2. Liebe Silke,

    seit Deiner Lesung habe ich alle meine begonnenen Bücher zur Seite gelegt und mich mit Deinem Buch ins Bett verkrümelt. Ich spüre, daß es nun endlich an der Zeit ist, mich den tiefsten Tiefen meiner Trauer zu widmen, die ich seit dem Beginn meines Trauerweges 1985 verdränge. Damals starb mein heißgeliebter Bruder Gerold, ein lebensfroher Hippie, an einem Hirntumor. Seitdem folgten noch 22 mir nahestehende Todesfälle, Menschen und Tiere. Der einzige Mensch, mit dem ich gemeinsam die Zeichen der geliebten Verstorbenen aus der anderen Welt entdecken und feiern konnte, war meine Mutter, die nun auch seit einem Jahr tot ist.
    Durch Deine und Julians Geschichte, habe ich das wohltuende Gefühl, ganz behutsam in meinem selbstgebauten Trauerkäfig abgeholt zu werden und mich dem Leben wieder öffnen zu können…irgendwann…
    Jedenfalls wächst gerade meine Dankbarkeit für Julian und ich habe mir beim Lesen (ich bin gerade auf Seite 44) immer mehr gewünscht, ein Bild von Julian zu sehen, das ihn auch für mich vorstellbar und lebendig macht. Gleichzeitig spürte ich Deine Zweifel, ein Foto von ihm zu veröffentlichen. Die verstehe ich sehr gut, würde wohl auch so handeln. Doch mein Gefühl der Dankbarkeit an Julian wollte ausgedrückt werden, also ging ich auf Deine Seite, eigentlich um Dir eine persönliche mail zu schreiben. Und was sehe ich als Erstes? Ein Foto von Julian und Dir! Na klar, es passt ja auch nicht zu lauter Trauer, still und persönlich Dankbarkeit auszudrücken.
    ALSO: LIEBER JULIAN UND LIEBE SILKE !
    ICH DANKE EUCH AUS TIEFSTEM HERZEN FÜR EURE LEBENSBEGLEITUNG
    AUCH FÜR DIE HOFFNUNG, DIE MIR HILFT, MEINE ANGST BESSER ZU ERTRAGEN. VOR 8 JAHREN HATTE MEIN MANN AUF EINER DIENSTREISE EINEN SCHLAGANFALL UND IST GEWISSERMAßEN HALB GESTORBEN. VOR WENIGEN WOCHEN HATTE ER DIE VORBOTEN EINES WEITEREN SCHLAGANFALLS UND SEITDEM FÜHLE ICH MICH VOR ANGST UM IHN WIE GELÄHMT.
    Zwar ist meine Situation ganz anders als Deine, doch es hilft mir zu erfahren, daß das Leben auch nach dem Verlust des Partners wieder lebenswert und schön sein kann und daß in Augenblicken tiefster Verzweiflung engelsgleiche Menschen auftauchen, die einem wieder auf die Beine helfen.
    So ein engelsgleicher Mensch bist Du durch Deinen mutigen Umgang mit Deiner Trauer für mich geworden liebe Silke.

    In herzlicher Verbundenheit grüße ich Euch

    Corinna

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